Aus einer Sammlung von:
- Aktuelle, sowie vergessene musikalische Perlen aus der Welt des Rock und Heavy Metal
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- Gedanken aus aktuellem Anlass

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Soldiers under God's command



 STRYPER

To Hell with the Devil

(Metal, White Metal, Glam / Hair Metal, Melodic Metal, Hardrock)


Mitte 80er und die härteste Musik der Welt erobert nicht nur Herzen und Charts, sondern steht vermehrt in Verruf im Bündnis mit dem Teufel zu stehen. Tatsächlich vermarktet sich das archaische und obskure Image von einigen Bands sehr gut und mitunter machen sogar okkulte und satanische Inhalte die Runde. Es wird zum Business. Die Folge: Rock und Heavy Metal wird generell verteufelt, Anklagen und Gerichtsverfahren werden eröffnet, die Jugend wird vor der kompletten Dekadenz gewarnt. Und mitten in diesem Tohuwabohu steht eine Band wie aus dem Nichts auf und stellt sich diesem durch die Medien hochgeschaukelten Image komplett quer: Die Schwarzgelb gestreiften "Soldiers under God's command" von Stryper.

Anfangs als Provokation empfunden und als Witzfiguren belächelt, stemmen sich die vier Herren aus Kalifornien gegen eine angeblich verteufelte Szene, welche mit Bands wie Venom, Mercyful Fate, Bathory, Possessed oder Hellhammer (später Celtic Frost) und der damit verbundenen ersten Black Metal-Welle einen vorläufigen Tiefpunkt in Sachen Okkultismus bzw. Satanismus erreicht hat. Während also von erwähnten Bands der Gehörnte beschworen wird, verkündigen Stryper unverhohlen das Evangelium. Mal jetzt abgesehen von gewissen grenzwertigen Methoden (z.B. das Publikum mit Bibeln "bewerfen") war die Botschaft von Stryper, angesichts von Titeln wie "In League with Satan", "Satanic Rites" oder "Burning in Hell", simpel und legitim - und zwar frei nach den Leitgedanken in etwa wie "Ja, wir sind Christen und ja, wir lieben Rock und Metal! Auch wenn wir gewisse Botschaften nicht gutheissen, ist Rockmusik nach wie vor ein Geschenk Gottes und wir rocken im Namen des Herrn!"

Während viele Bands - und zwar vorher und nachher - versucht haben, primär möglichst eine penetrante christliche Message in meistens qualitativ mittelmässige bis grauenhafte Musik zu verpacken, sind Stryper von Anfang an authentisch und professionell zu Werke gegangen. Ihr technisches und musikalisches Flair und ihr Wiedererkennungswert - vor allem Michael Sweets glasklare und starke Stimme, sowie Oz Foxs exzellentes Gitarrenspiel - machten sie umgehend zu einer ernstzunehmenden Grösse. Nicht zuletzt der hohe Airplayanteil im MTV neben Bands wie Mötley Crüe, Poison oder Bon Jovi spricht für sich.


"To Hell with the Devil" ist Strypers zweites und wichtigstes Album, der Titel ist Programm. Neben den Schmalzballaden "Honestly" und "All of me", welche sogar die Butter im Kühlschrank zum erweichen bringen, rockt der Rest der Scheibe flott durch die Runden. So wurden die Hits "Calling on You" oder "Free" nicht nur oft auf MTV gespielt, sondern auch immer wieder ausdrücklich gewünscht. Auch die etwas rassigeren Stücke "The Way", "More than a Man" und "Rockin' the World" stehen den Gelbschwarzen äusserst gut und zeichnen sich vor allem durch zweistimmige Gitarren, tolle Refrains und referenzwürdigem Gesang aus. Mit "Sing-Along Song" ist Stryper sogar eine regelrechte Hymne gelungen, die selbst eine eingenickte Kirchgemeinde aus dem Schlaf zu erwecken vermag. Aber der Hit schlechthin ist der Titelsong selbst: "To Hell with the Devil" stampft nicht nur musikalisch grossartig und souverän durch die Boxen, sondern ist zugleich eine Proklamation und ein furchtloses Bekenntnis davon, wo der Teufel hin gehört. Allein dieser Song gehört zum grössten Vermächtnis des Christlichen Metal.

Man kann von Stryper halten was man will, aber "To Hell with the Devil" hat den Christlichen Metal auf eine höhere Ebene gebracht und ihm den Stellenwert gegeben, den er heute hat. Sowas nennt sich Geschichte und die gehört nicht nur ins Archiv, sondern zwischendurch auch mal an die Lauscher. Um es mit einer Songzeile zusammenzufassen: Rock that lifts you up, it doesn't bring you down.

Punkte: 10 / 10

Credits: Hollywood Records 1986

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