Aus einer Sammlung von:
- Aktuelle, sowie vergessene musikalische Perlen aus der Welt des Rock und Heavy Metal
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- Gedanken aus aktuellem Anlass

Donnerstag, 30. März 2017

Verborgener Diamant

EMERALD 

Reckoning Day 


(Metal, Heavy Metal)

Credits: Pure Steel Records 2017


Wenn es um harte Rockmusik geht, hat die global schier unscheinbare Schweiz immer wieder ein prägendes Wörtchen mitgeredet. Neben den grossen Krokus und Gotthard, stechen insbesondere Celtic Frost und Coroner als stilprägende Grössen im Bereich des Death und Black Metal bzw. des Technical Thrash Metal heraus. Und im Bereich des klassischen Heavy Metal? Weitgehend Ödland. Doch das dürfte sich bald ändern.

Seit bereits über zwanzig Jahren schmieden Emerald um die beiden Vaucher-Brüder unbeirrt am Schwermetall in der Tradition der unüberhörbaren Vorbilder Iron Maiden und dem US-amerikanisch geprägten Power Metal. Weit unter ihrem Wert verkauft, konnten die Düdinger vor allem mit den drei letzten Alben die Kritiker überzeugen und machten sich zudem als gefeierte Live-Band im Untergrund einen Namen. Und nach fünf Jahren der Stille meldet sich die Truppe mit ihrem neuen Silberling zurück – und der knallt gewaltig!

Hinterliess der Abgang des heutigen Gloryhammer-Sängers Thomas Winkler eine grosse Lücke, so wird diese mit Mace Mitchell würdig ausgefüllt. Und auch der neue Gitarrist Julien Menth harmoniert perfekt mit Axtbruder Michael Vaucher, während Bassistin Vania Truttmann und Knüppelmann Al Spicher einen ordentlichen Rhythmusteppich auslegen.

Songtechnisch präsentieren sich die True Metaller auf dem bisherigen Höhepunkt ihres Schaffens. Die Songs sind nicht nur knackig und dynamisch produziert, sondern auch ausgeklügelter, vielseitiger und vor allem sattelfest und strotzen quer durch das gesamte Album nur so von Energie und Frische, als hätte man in der glorreichen Ära der 80er gelebt und komponiert. Zwischen dem Opener "Only the Reaper wins" und "Ridden by Fear" spielt eine motivierte Band alle Asse aus, die man auf einem guten Metal-Album der Alten Schule erwarten darf und von der Abrissbirne ("Evolution in Reverse") bis hin zur Ballade ("Beyond Forever") praktisch keine Wünsche offen lässt. Dann aber folgt im zweiten Teil des Albums die musikalische Umsetzung der Burgunder Kriege, basierend auf dem historischen Roman "Der Löwe von Burgund" von Keyboarder Thomas Vaucher: und hier offenbaren Emerald ihre vielseitige, spielerische Klasse und driften streckenweise sogar bis ins Avantasia-Gefilde ab; einfach um einiges rauer. "Reign of Steel" sei an dieser Stelle als unbestreitbarer Höhepunkt erwähnt – ein songwriterisches Meisterstück! 

Was am Ende bleibt, ist die Tatsache, dass die Schweiz mit Emerald eine Band in ihren musikalischen Reihen hat, die von solcher Qualität in ihrem Genre einzigartig ist: Was Celtic Frost für den Death / Black Metal, Coroner für den Thrash Metal und Eluveitie für den Folk / Pagan Metal bedeutet, ist Emerald für den klassischen Heavy Metal. Aber de sicher scho!

Anspieltipps: Ridden by Fear, Evolution in Reverse, Reign of Steel

Punkte: 9 / 10