Aus einer Sammlung von:
- Aktuelle, sowie vergessene musikalische Perlen aus der Welt des Rock und Heavy Metal
- Lohnenswerte Filme
- Gedanken aus aktuellem Anlass

Mittwoch, 8. April 2015

Young & Old School? Danke sehr!


SKULL FIST

Chasing the Dream

(Metal, Heavy Metal, Power/Speed Metal)


Ja, ich gebe es zu, bei Metal der Alten Schule neige ich zu besonderer Schwäche; ich werde augenblicklich hellhörig, es zieht mir die Mundwinkel nach oben, mein Puls steigt an, Gänsehaut breitet sich aus und ein unwiderstehliches Mitwippen im Takt steigern sich zu einem unübertrefflichen Stimmungsbarometer. Dass dies bei Klassikern vorkommt, ist eine Sache. Der andere erfreuliche Fakt ist der, dass sich selbst in einem völlig übersättigten Markt von extremen Metal-Entwicklungen zunehmend junge Bands an der Alten Schule orientieren und unbeeindruckt auf jegliche Trends pfeifen.

So haben Skull Fist aus Kanada schon mit ihrer EP im Underground von sich Reden gemacht und mit dem darauffolgenden Debutalbum "Head öf the Pack" so manchem 80's-Nostalgiker ein Strahlen aufs Gesicht gezaubert. Mit "Chasing the Dream" folgt man unbeirrt dem eingeschlagenen Pfad und sendet damit ein ganz klares Signal, welches die traditionelle Metalgemeinde erfreuen wird und um einen weiteren Hoffnungsträger bereichert: klassischer Heavy/Speed Metal der Marke Riot in bester "Thundersteel"-Manier wird hier während knapp 37 Minuten zum Besten gegeben. Konkret heisst das, dass man Gitarrenläufe und -riffs in Hochgeschwindigkeit erwarten darf, von treibenden Bässen und Drums streckenweise regelrecht überfahren wird und haufenweise Refrains zum Mitsingen kriegt.


Stimmt, diese Art von Metal ist nicht jedermanns Sache. Und spätestens beim (zugegebenermassen gewöhnungsbedürftigen) hohen Gesang von Zach Slaughter wird es manchem Runzeln in die Stirn drücken und den ganz Empfindlichen gar Vorzeichen für einen Tinnitus hervorrufen. Doch was das ungeschulte Ohr womöglich noch zu schätzen lernen muss, ist beim Kenner längst eine willkommene Beilage. Denn mal vom Gesang abgesehen, lassen Skull Fist nun wirklich nichts anbrennen und lassen mit 9 abwechslungsreichen Songs den Spirit der 80er so richtig aufleben: Vom rassigen Opener "Hour to Live", über die Hymnenhaften "Bad for Good" oder "You're gonna Pay" bis hin zum Instrumentalen "Shreds not Dead" wird man daran erinnert, warum die traditionelle Schmiede des Schwermetalls so unwiderstehlich ist - es bläst einem einfach weg! Und "Don't stop the Fight", aber vor allem "Sign of the Warrior" ziehen selbst den heute so grossen Dragonforce die Klammotten aus und lassen sie daneben wie eine Teenie-Boygroup aussehen.

Also ein Meisterwerk? Schwer zu sagen, weil es als solches weder angepriesen wird, noch dazu gedacht ist, eines zu sein. Und vielleicht gerade deswegen ist "Chasing the Dream" so faszinierend, weil es einfach frisch von der Leber und voller Herz daherkommt - egal, ob Skull Fist damit weiterhin nur im Underground abräumen oder ob irgendwann mal auch andere auf den Geschmack kommen. Wie auch immer die Geschichte mit dieser Band weitergehen wird, ein Kultwerk ist "Chasing the Dream" allemal.

Punkte: 8.5 / 10

Credits: NoiseArt Records 2014

Donnerstag, 2. April 2015

Postapokalyptische Vision


THE BOOK OF ELI

Originaltitel: The Book of Eli (USA 2010)



Genre: Action, Abenteuer, Western
Regie: Albert & Allen Hughes
Darsteller: Denzel Washington, Gary Oldman, Mila Kunis, Ray Stevenson, Jennifer Beals, Evan Jones, Joe Pingue
Musik: Atticus Ross
Laufzeit: 118 Min.
Altersfreigabe: 16
 Themen: Apokalypse, Anarchie, Macht, Religion, Glaube, Bibel


Irgendwo in Amerika 2044: Die Welt nach der Apokalypse
Neben unzählig vielen Filmen, die hauptsächlich aufs Massenpublikum zugeschnitten sind und dementsprechend mehr oder weniger kantenlos daherkommen, gibt es hin und wieder auch diejenigen Streifen, die auf unmissverständliche Weise polarisieren; die einen lässt es kalt und erzürnt im schlimmsten Fall gar die Gemüter, während die anderen vom soeben Dargebotenen kaum mehr aus den Entdeckungen und Diskussionen herauskommen. „The Book of Eli“ ist ganz klar ein solcher Film – ein Film, der die Geister scheidet. Der zweifache Oscar Preisträger Denzel Washington spielt darin nicht nur die Hauptrolle, sondern agiert auch als Produzent mit, was in gewisser Weise auch die Wichtigkeit seiner persönlichen Haltung gegenüber dem Filminhalt (wie bereits bei „Antwone Fisher“ oder „The Great Debaters“) widerspiegelt.

Wem kann man trauen da draussen?
Das Szenario spielt sich im postapokalyptischen Amerika von 2044 ab. Die Welt ist mittlerweile eine einzige Ödlandschaft, die durch einen grossen Krieg fast alles Leben ausgelöscht hat. Die Überlebenden kämpfen um jeden Schluck Wasser und überhaupt herrschen anarchische Zustände. Unter ihnen wandert ein einsamer Mann mit Sack und Pack durchs karge Land Richtung Westen. Er trägt ein geheimnisvolles Buch mit sich, an welches der Despot einer kleinen Wüstenstadt unbedingt herankommen will. Es handelt sich um die Bibel, von der im grossen Krieg sozusagen alle Exemplare vernichtet wurden, da sie zu gefährlich sei. Immer wieder entsendet Carneige (Gary Oldman) seine Bande, um an ein Exemplar zu gelangen, weil er glaubt, damit die Menschen besser zu kontrollieren und zu beherrschen. Als eines Tages Eli (Denzel Washington) in der Stadt auftaucht, scheint die Suche endlich ein Ende gefunden zu haben. Oder ist es erst der Anfang?

Darauf muss man sich erst einmal einlassen: ödes und karges Land, praktisch ohne Ausnahme in Sepia oder Schwarzweiss gehaltene Bilder, eine wirklich dichte und manchmal erdrückende Atmosphäre und zwar vereinzelte, aber rauhe Gewaltszenarien. Das ist die Welt von 2044, 30 Jahre nach der Apokalypse.

Ich will dieses Buch haben!
„The Book of Eli“ mutet vom stilistischen Look her wie eine Mischung aus „Mad Max“ und „Pale Rider“ an – man könnte ihn ohne weiteres als atmosphärischen und postapokalyptischen Western bezeichnen – schlägt dann aber mit zunehmender Spielzeit eine philosophische und vor allem eine von christlicher Ideologie getragene Richtung ein. Und wenn dann die eine und andere Wendung einem von solider Dramaturgie getragenen Endzeitfilm den Stempel aufdrücken, wird man am Ende des Films und darüber hinaus immer wieder Zitate und Anspielungen finden, bei denen vor allem der vertraute Bibelkenner erstaunliche Zusammenhänge und Finessen entdecken wird.

Wie polarisierend sich dies anhören mag und auswirken wird, „The Book of Eli“ leistet als Film, Denkanstoss und Diskussionstoff ganze Arbeit. In Anbetracht dessen ist der Film absolut lohnenswert und verzeiht so die eine und andere diskutierbare Logiklücke.
Kurz: Kultkino par excellence!

Punkte: 9 / 10

Mittwoch, 1. April 2015

Aus der Raritätenkiste...


ANGEL DUST

Into The Dark Past

(Metal, Speed/Thrash Metal)


Während die glorreichen 80er für viele Metalbands zur Geburtsära ihrer Karriere wurde, litten etliche unter unvorteilhaften oder gar desaströsen Bedingungen ihrer Labels. So blieb es vor allem für Underground-Bands eher schwierig, sich durchzusetzen und einen Namen zu machen. Jedenfalls ging es auch Angel Dust in der ersten Phase ihrer musikalischen Laufbahn so ziemlich an den Kragen. Ihre ersten beiden Scheiben, welche 1986 und 1988 auf den Markt kamen, machten vorerst hauptsächlich in ihrer Heimat Deutschland die Runde und gesellten sich lediglich unter einer nahezu unübersichtlichen Anzahl vielversprechender Newcomer. Dies hatte zur Folge, dass man die Band schliesslich auflöste, um sie dann zehn Jahre später wieder ins Leben zu rufen - allerdings mit einer komplett anderen Besetzung und einem Stilwechsel: statt schnellem und melodischem Thrash Metal, richtete man sich einem gemächlicheren Power Metal aus.

Die beiden Scheiben aus den 80ern "Into the Dark Past" und "To Dust you will Decay" geniessen mittlerweile Kultstatus, sind zudem komplett vergriffen und gehören zu den grössten Sammlerperlen unter Metallern, für die man über Auktionsplattformen wie Ebay ganz tief in die Tasche greifen muss. Aber sind es die Scheiben musikalisch auch Wert oder geht's nur um den Sammlerwert? Nun, das bleibt im Endeffekt immer noch Geschmacksache, aber wer technisch gut gespieltem, schnellem und dennoch melodischem Thrash Metal etwas abgewinnen kann, der sollte vor allem das Debut "Into the Dark Past" mal genauer ins Visier nehmen. Denn während "To Dust you will Decay" mit neuem Sänger bereits etwas gedrosselter daherkommt und streckenweise sogar wie eine Brücke zur zweiten Phase der Band anmutet, wird auf "Into the Dark Past" gnadenlos aufs Gaspedal gedrückt. Unverständlich, wie man eine solche Scheibe dem Durchschnitt zu Futter machen konnte. Aber eben, das Niveau der Stahlschmiede hatte Anno 86 mittlerweile ein wahrhaft königliches Level erreicht.


So wird nach einer kurzen akustischen Einstimmung mit "I'll come back" im Eilzugstempo losgelegt. Man hört auf Anhieb heraus, welch grossen Einfluss die beiden ersten Metallica-Scheiben "Kill 'em all" und "Ride the Lightning" auf die gesamte Thrash Metal-Szene ausübten, denn genau in diese Kerbe hauen auch Angel Dust. Trotz hohem Tempo verliert man nie die Übersicht und ballert Riffs en masse in allen möglichen Tempolagen - ein regelrechtes Freudenfest für jeden Thrasher! "Legions of Destruction" entpuppt sich gar als echter Knaller und gehört für mich zu den absoluten Top-Tracks im gesamten Speed/Thrash-Sektor. Der Rest ist grundsolides Handwerk, durchgehend auf technisch hohem Niveau und kurzweilig gezockt, auch wenn es am Schluss dann halt doch etwas die Abwechslung missen lässt. Aber bei einer Spielzeit von knapp 40 Minuten ist dies leicht zu verschmerzen.

"Into the Dark Past" ist also nicht nur eine erwerbliche Rarität, sondern auch eine regelrechte Genre-Perle, die jedem Fan von schnellem und melodischem Thrash Metal den Puls höher schlagen lässt. Wer auch immer die Gelegenheit hat, in irgendeiner Form zu einem vernünftigen Preis an diese Scheibe heranzukommen - ungezögert zugreifen!

Punkte: 9 / 10

Credits: Disaster (Vinyl) / Scratch Records (CD) 1986