Oder:
Über den Kern des Heavy Metal
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Metalheads don't dance, they headbang |
Ehrlich gesagt habe ich es nämlich satt, mich inzwischen sogar als Elitist beschimpfen lassen zu müssen, nur weil mein Verständnis von Heavy Metal sich nicht mit demjenigen des Core deckt. Ein Konflikt zwischen Alt und Jung also? Scheint so. Vielmehr aber ein Phänomen, welches man erst seit der zweiten Metalwelle (ab ca. 1997 und folglich mit der Vermischung von unzählig anderen Musikrichtungen wie u.a. Rap, Punk, New Wave, Gothic, Grunge, Hardcore oder Industrial) zunehmend beobachtet.
Früher war alles besser...
Jede Generation kennt sie und die Jungen können sie nicht ausstehen, die "Früher-war-alles-besser"-Aussage. Ob es nun früher in der Metalszene tatsächlich besser zu- und herging, ist natürlich Ansichtssache. Tatsache ist aber, dass es bezeichnend anders war und vielem, was hohen Stellenwert hatte, heute kaum noch Beachtung geschenkt wird. Hier ein paar Punkte, welche die Metalszene prägten und ausmachten:![]() |
Ja, das kann durchaus vorkommen... |
- Von Gitarrenriffs getragene Musik
- Eine grosse Familie, wo Jung und Alt gleichermassen respektiert werden und man praktisch dieselbe Musik hört, da sie trotz verschiedenen Stilrichtungen einheitlich ist
- Respekt, Treue und Unterstützung der jeweiligen Bands und Künstler; praktisch alles entstand aus dem Underground
- Treue zum eigenen Herzen und somit auch zur eigenen Musik, egal was die grosse Masse denkt und sagt
- (Stereo-)Typische Äusserlichkeiten: Lange Haare, schwarzes Bandshirt, Nieten, Ketten und Leder, Jeanskutte mit Bandpatches
Auch wenn dies heute im einen oder anderen Punkt immer noch zutrifft, haben sich einige Dinge markant verändert. Mit der Weiterentwicklung der Musik, welche durch die Vermischung bereits erwähnter Stile sehr viele Schnittstellen bzw. Crossover bietet, haben sich auch die Anhänger evolutioniert. Vor allem durch die Beimischung von Rap / Hip Hop und dem daraus entstandenen Nu Metal, und dem Einfluss des Hardcore Punk und dem daraus entwickelten, heute bekannten und total angesagten Core, wurde die Metalszene zwar um einiges erweitert, gleichzeitig aber um elementare Dinge beschnitten: Statt Gitarrenriffs, hymnenhaft und episch aufgebauten Songstrukturen und eingängigen Melodien, werden Groove, Breakdowns und möglichst viel brutalem Gegrunze und Geschrei Platz gemacht. Lange Haare und das typische Metaller-Outfit wird durch Trends, hauptsächlich aus der Hip Hop- und Hardcoreszene, erweitert oder sogar ersetzt. Man ist brutal, brutal anders, man ist eben Metal. Aber Moment mal, was ist mit dem, was Metal gross machte? Interessiert scheinbar niemand wirklich, schliesslich hat es ausgedient, ist lediglich noch was für die Älteren - Oparock sozusagen.
Subkultur und Trendkultur
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...oder so ähnlich |
Und Metal hat diverse Trends überlebt. Selbst als sich die Geldmaschinerie einmischte, als man den grossen Boom und die grosse Nachfrage Mitte 80er sah und das grosse Geschäft witterte, und Metalbands zu Hairspray- und Glambands ummodelte, blieb der Sound - trotz den obligaten Powerballaden, um die Chartplätze ganz oben zu belegen - erhalten. Doch durch Bands wie Nirvana und der aufkeimenden Grunge-Welle Anfang 90er wurde dann der angebliche Tod des Metal deklariert. Plattenlabels lösten Verträge mit Metalbands auf oder verknurrten sie zu einem Stilwechsel. Und auch wenn es, wie im übrigen überall, vereinzelt Verräter gab, die des Geldes wegen ihren Stil verleugneten und mit dem nächsten Trend mitliefen, lebte der Metal wieder im Underground weiter.
Hier zeigte sich deutlich, dass Metal keine Trendkultur ist, also etwas, das einfach mal von der grossen Masse angesagt ist und man wie eine Kuh ausmelken kann. Nein, Metal ist Musik und Kultur, etwas, das man im Herzen fühlt - man ist Teil davon oder eben nicht.
Alles Metal oder was?
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Headbangen ist langweilig, hier wird gemosht! |
Und wie bereits zu Anfangszeiten Heavy Metal und Punk getrennte Wege gingen - und zwar musikalisch und ideologisch - so lassen sich auch im neuen Jahrhundert diese beiden Kulturen nicht wirklich vereinen. Eindeutig dem Punk bzw. Hardcore Punk in praktisch jeder Hinsicht näher als dem Metal, entwickelt sich Core zunehmend zu einer eigenständigen Subkultur ...innerhalb der Metalszene. Dass sich der Metaller der alten Schule bzw. einer, welcher die Szene bereits mit all den oben (zwar nur angestreiften) erwähnten Dekaden miterlebt hat, dabei verraten fühlt, kann der Core-Anhänger nur schwer oder überhaupt nicht nachvollziehen; für ihn hat die Entstehung und der Kern der metallischen Subkultur herzlich wenig Bedeutung. Und wenn man sich ein wenig in der Szene bewegt, hat man bald einmal mit lästigen, oftmals abschätzig genannten Elitisten zu schaffen, welche scheinbar am Gold und am Feuer der Vergangenheit festhalten. Doch diese Kultur hat bereits respektable 40 Jahre auf dem Buckel...
Metal und Core - nun also kompatibel oder nicht? Jein. Eine Szene innerhalb einer anderen Szene ist uneins. Metal ist nunmal exklusiv, hat aber wie keine andere Musikrichtung inzwischen eine schier endlose Liste von Subgenres. Durch den vielen Crossover ist es mittlerweile unmöglich zu klassifizieren, was Metal ist und was nicht. Ein Oberbegriff wie "Extreme Music", der Metal und Core miteinschliesst, würde nicht nur den verschiedenen Stilen gerecht, sondern würde meiner Meinung nach sehr viele Missverständnisse, Ärger, endlose Debatten und schliesslich einen Blogpost wie diesen ersparen.
Keep rockin' _\,,/
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