Aus einer Sammlung von:
- Aktuelle, sowie vergessene musikalische Perlen aus der Welt des Rock und Heavy Metal
- Lohnenswerte Filme
- Gedanken aus aktuellem Anlass

Dienstag, 22. Dezember 2015

Der Siegeszug der Gepanzerten Heiligen

ARMORED SAINT

Win Hands Down

(Metal, Heavy Metal)


Die Geschichte von Armored Saint aus dem sonnigen Kalifornien ist eine etwas durchzogene und nicht gerade von der Sonnenseite des Lebens gezeichnete Angelegenheit. Von Unstimmigkeiten mit Label und Produzenten auf den ersten drei Alben, über den tragischen Tod an Leukämie von Gitarrist und Hauptsongwriter Dave Prichard und der darauffolgenden temporären Bandauflösung, bis hin zum Stempel der ewig verbannten Undergroundband hat man so ziemlich alles erlebt, was eine Band in der Regel in die Knie zwingt. Tatsächlich gehören die "Gepanzerten Heiligen" mit gerade nur sechs Studioalben seit 1982 nicht gerade zu den produktivsten Rockern. Dafür kann man sagen, dass jedes ihrer Alben hochklassigen Heavy Metal der traditionellen Marke zu bieten hat. Ihr letzter Output "La Raza" aus dem Jahre 2010 schlug zwar eine etwas sperrigere und experimentellere Richtung ein, wuchs aber zunehmend als regelrechte Genreperle, auch wenn mehrheitlich nur unter "Eingeweihten". Eigentlich tragisch, denn Armored Saint werden permanent unter ihrem Wert verkauft. Doch vielleicht gerade deswegen und weil folglich der kommerzielle Erfolg ausgeblieben ist, kriegt man immer 100% Armored Saint - unverfälscht, erdig und authentisch.


Und dies wird sich bei ihrem neusten Streich "Win Hands Down" voraussichtlich nicht ändern. Einmal mehr präsentieren die fünf Saints, was man sich seit jeher von ihnen gewohnt ist: ehrlicher, schnörkellos traditioneller Stahl. Und mit dem eröffnenden Titeltrack wird einem dabei schon mal kräftig in den Hintern getreten, um während den nächsten 51 Minuten klarzustellen, dass selbst Anno 2015 die Gepanzerten Heiligen Meister ihres Fachs sind. Und vielleicht sogar noch mehr als je zuvor. Allein die Produktion ist makellos: glasklar, druckvoll und an den richtigen Ecken und Enden mit der nötigen Kante. Das Songwriting ist in all den Jahren wie guter Wein ausgereift und fängt die Ausflüge in den Classic Rock und die etwas progressivere Ausrichtung auf "La Raza" mit der unbekümmerten Direktheit und Härte der 80er-Werke absolut perfekt ein. So sind 'Mess', 'With a Full Head of Steam', 'That Was Then, Way Back Then' oder das abschliessende 'Up Yours' die gewohnt schlichten Headbanger, welche aber um Breaks und ausgeklügelte Soloteile reicher geworden sind. Doch die wahren Trümpfe spielen Armored Saint mit ihren groovigen, tendenziell im Midtempo gehaltenen Krachern wie 'An Exercise in Debauchery', 'Muslce Memory' oder dem sogar eher progressiven 'In an Instant' aus. Da sind wirklich grossartige Musiker am Werk, die sich blind verstehen und sich nicht einfach auf ein paar tolle Gitarrenriffs beschränken. Neben dem beeindruckenden Gesang von John Bush - der hier jedem jungen Shouter die Hosen auszieht und zum wiederholten Mal unter Beweis stellt, dass er zur absoluten Elite unter den Metal-Sängern gehört - wächst auch die Rhythmussektion um Bassist Joey Vera und Drummer Gonzo Sandoval über sich hinaus.

"Win Hands Down" zeigt alles andere als irgendwelche Abnützungs- oder Alterserscheinungen - im Gegenteil, es strotzt nur so von Frische und Spielfreude. Selbst das bluesig angehauchte, balladeske 'Dive' fällt nicht ab und passt perfekt ins Klangbild eines Referenzalbums, welches in allen Belangen den Bandklassikern das Wasser reichen kann und wirklich nur um Nuancen und der unvergleichlichen Stimmung von "Delirious Nomad" dessen Rang nicht abknöpft. Eine Band, die Anfang ihrer 50 nach einer 5jährigen Pause ein solch unbekümmertes Album 'raushaut, hat nicht nur alles richtig gemacht und damit langjährige Fans und alte Rocker begeistert, sondern sich zudem auch den Beifall der jungen Generation verdient. Grosses Kino!

Punkte: 10 / 10

Credits: Metal Blade Records 2015

Samstag, 5. Dezember 2015

Top 5 - Alben 2015


2015 war musikalisch gesehen ein fettes Jahr mit überzeugendem Material von Szenengrössen wie Toto, Europe, Scorpions oder Def Leppard (um nur einige zu nennen...), aber auch mit grossen Überraschungen aus der Newcomer-Ecke. Dies zeugt grundsätzlich und erfreulicherweise davon, dass die härtere Variante der Rockmusik und der klassische Heavy Metal noch lange nicht ausgedient und immer noch Erfrischendes zu bieten haben. Trotz der vielen tollen Alben habe ich mich auf fünf beschränkt, die sich über das ganze Jahr hinaus gesehen als die absoluten persönlichen Highlights heraus kristallisierten.

5. DIVINER - Fallen Empires



Völlig unerwartet und wie aus dem Nichts flatterte dieses Album als Promo in meine Mailbox. Anfangs etwas skeptisch, überwand ich mich dazu, kurz reinzuhören. Doch das erwartet kurze Antesten verwandelte sich kurzerhand zum süchtig machenden Leckerbissen. Knackig, groovig und trotz der traditionell gehaltenen Soundausrichtung total erfrischend und spielfreudig, habe ich das Werk der Griechen im Nu liebgewonnen. Für mich die Überraschung des Jahres.




4. HOUSE OF LORDS - Indestructible



Als Überreste der glorreichen 80er haben die US-Amerikaner ihren AOR-lastigen Sound ins neue Millennium transportiert und liefern mit "Indestructible" eine ausgewogene Mischung aus rassig-reissendem Hardrock und eindringlich balladeskem Melodic Rock. Getragen durch James Christians Stimme hat sich dieses Album schnell in meinen Gehörgängen verankert und ähnliche Sachen dieser Ecke überboten und hinter sich gelassen.




3. ECLIPSE - Armageddonize



Diese Perle wurde bereits anfang Jahres veröffentlicht und mir war sehr schnell klar, dass im Verlauf des Jahres wirklich grandiose Alben erscheinen müssten, um dieses hier zu toppen. Grandiose und eingängige Melodien, die man am liebsten überall lauthals mitsingen würde - und zumindest im Auto war dies sehr oft der Fall. 11 Songs, 11 Volltreffer. So klingt für mich melodischer Hardrock in Vollendung.






Als Anfang Jahres die grossartige EP "Through the Storm" erschien, setzten die fünf Slowaken damit die Messlatte für den im selben Jahr angekündigten Longplayer enorm hoch an. Doch die Zweifel lösten sich bei einem solchen Album in Luft auf. Akkurat und technisch brillant, erfinden Signum Regis den Power Metal zwar nicht neu, stellen aber die Genre-Kollegen mit ihrem Niveau halt dann schon etwas bloss. Für mich das Newcomer-Album des Jahres. 





Ja, ich gebe es zu, bei diesem Album habe ich geweint - und zwar vor Freude! In Anbetracht des Alters der Helden meiner Jugend habe ich einfach ein gutes Album erwartet und wurde stattdessen zum wiederholten Mal mit einem Knüller überrascht. 92 Minuten Maiden pur wurden 2015 zu meinem persönlichen Soundtrack, der praktisch täglich in singender oder pfeifender Form aus mir herausklang. Unbestreitbare Nummer Eins.