Aus einer Sammlung von:
- Aktuelle, sowie vergessene musikalische Perlen aus der Welt des Rock und Heavy Metal
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- Gedanken aus aktuellem Anlass

Freitag, 14. Juli 2017

Best of Iron Maiden


Sie gehören unbestritten zur Speerspitze, was Heavy Metal per se ausmacht. Eine Band, die Mitte der 1970er durch einen jungen, unbeirrbaren Burschen ins Leben gerufen wurde und sich mit den Jahren zu einer regelrechten Institution entwickelt hat. Aber auch eine Band, die ihren Erfolg nicht dem Radio-Airplay oder der Anpassung bzw. der Kommerzialisierung zu verdanken hat, sondern der Kompromisslosigkeit, ihr Ding konsequent durchzuziehen. Iron Maiden ist heute ein Name, der in der Welt des Heavy Metal Hochachtung und allgemein in der Rockwelt Respekt geniesst.
Mittlerweile in den 60ern, zeigen die Herren immer noch keine Ermüdungserscheinungen und beglücken nach wie vor tausende Fans rund um den Erdball mit ihren Live-Shows. Vielleicht auch mal die Gelegenheit, die mittlerweile 16 Studioalben etwas näher unter die Lupe zu nehmen.


Die Klassifizierung erfolgt natürlich der persönlichen Präferenz und dürfte bei jedem Maiden-Fan wiederum anders aussehen. Aber hier sind sie, die Alben, die Iron Maiden zu dem gemacht haben, was sie heute sind:


16. Virtual XI



"Virtual XI" dürfte unbestritten als der Tiefpunkt in Maidens gesamter Karriere gelten, ein Album, über das man am liebsten den Mantel des Schweigens legt. Spätestens beim Endlosschlaufenrefrain von 'The Angel and the Gambler' wirft man ungläubig einen Blick aufs Cover, um sich zu vergewissern, ob da tatsächlich der ehrfurchtgebietende Name Iron Maiden drauf steht. Und der Sünder ist schnell gefunden: Blaze Bayley. Zweifelsohne ein grossartiger Sänger, nur leider einfach nicht kompatibel mit Maidens Sound und unter dem Strich zu ausdrucksarm – auch wenn rein kompositorisch nicht alles für die Tonne ist.

Schwachpunkte: Langweilige Songs, unpassender Gesang, dumpfe Produktion, Synthies klingen billig und manchmal aufdringlich, kaum noch Erkennungswert von Maiden vorhanden.
Highlights: 'The Clansman'; trotz allem tolle Gitarrensolos.
Hitdichte: 'The Clansman' überstrahlt ein Album, an dem es für Maiden-Verhältnisse an allen Ecken und Enden an Herz und Seele mangelt. Die Live-Version von "Rock in Rio" mit Bruce am Mikro untermauert diese Perle inmitten einer trostlosen Öde.
Atmosphäre: Für Maiden-Fans der ersten Stunde zeitweise zermürbend und frustrierend, sich durch die Songs zu kämpfen.

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15. No Prayer for the Dying



Nach dem Erfolg von "Seventh Son of a Seventh Son" wusste man, dass man dies höchstens kopieren, aber nicht überbieten konnte, weshalb man eine komplett andere Richtung für den Nachfolger einschlug. "No Prayer for the Dying" ist deshalb ein Schritt zurück in die Basisrichtung, was Iron Maiden in frühen Tagen ausmachte.

Schwachpunkte: 'The Assassin'; dünne Produktion.
Highlights: 'Holy Smoke', 'Public Enemy Number One', 'Bring your Daughter'.
Hitdichte: Keine eigentlichen Hits und bei weitem kein Überalbum, aber durchaus unterhaltsam.
Atmosphäre: Das ganze Album klingt nach dem bisherigen Backkatalog direkter, weniger verspielt und wie eine "Best of B-Sides". So gesehen keine erwartete Weiterentwicklung, vielmehr eine Art "Maiden light" ohne grosse Ansprüche.

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14. Fear of the Dark



Es ist 1992 und die goldene Ära des Metal wurde längst durch die Grunge-Welle abgelöst. Iron Maiden schmieden unbeirrt ihren unverkennbaren Stahl und beenden mit "Fear of the Dark" vorerst ihre eigene goldene Ära mit Bruce.

Schwachpunkte: Das Songwriting schwächelt, nicht zuletzt durch den Abgang des fleissigen Adrian Smith, zum Teil schmerzlich.
Highlights: 'Afraid to shoot Strangers', 'Fear of the Dark'; knackige Produktion
Hitdichte: Neben den herausragenden Highlights besitzt das Album zwar ein paar echte Geheimtipps wie 'Childhoods' End', 'Judas be my Guide' oder 'The Fugitive', vermag aber ansonsten das Niveau nicht durchgehend hoch genug halten.
Atmosphäre: Man hört Bruce zwar die strapazierte Stimme an, aber das eigentliche Problem ist Adrians fehlende Gitarrenarbeit, was den typischen Maiden-Sound merklich etwas verfremdet.

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13. The X Factor



Ein Album, bei dem sich die Geister scheiden. Einerseits der unzulängliche und gewöhnungsbedürftige Gesang von Blaze, auf der anderen Seite ein kompositorischer Wendepunkt, gerade auch in Maidens künftiger Schaffenskunst, die man ab "Brave new World" unverkennbar heraushört.

Schwachpunkte: Unzulänglicher, unpassender Gesang, dumpfe Produktion.
Highlights: 'Sign of the Cross', 'Fortunes of War', 'Judgement of Heaven', 'Blood on the World's Hands', 'The Edge of Darkness'.
Hitdichte: Trotz des schwachen Gesangs kompositorisch brillante Songs, die mehr Berücksichtigung im Live-Set verdient hätten.
Atmosphäre: Das Album ist düster, bedrückend und atmosphärisch von unvergleichlicher Dichte – ein Markenzeichen von Steves Verarbeitung seines Scheidungsprozesses, den er als die schwierigste Zeit seines Lebens bezeichnet.

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12. Dance of Death



"Dance of Death" ist der Nachfolger vom hochgelobten Reunion-Werk "Brave New World" und steht bis heute in dessen Schatten, aber auch hinter den bisher restlichen Alben der Post-Reunion-Ära. Die Entwicklung in Maidens Soundevolution befindet sich zum Teil in einer noch etwas unglücklichen Phase und klingt deshalb noch zu gesucht nach der goldenen Ära und deshalb noch nicht ausgereift. 

Schwachpunkte: Etwas matschige Produktion, Keyboards wirken zum Teil zu wenig dezent. 
Highlights: 'Rainmaker', 'Montsegur', 'Dance of Death', 'Paschendale'; grossartige Instrumentalisierung. 
Hitdichte: Die Zeit der Right-in-your-face-Hits ist zwar vorbei, dennoch schreiben Maiden nach wie vor Songs mit Hitpotential und Klassikerstatus. 
Atmosphäre: Trotz den erwähnten Schwächen durchwegs dichte und stimmige Atmosphäre und immer noch weit davon entfernt, aufgebraucht zu klingen. 

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11. The Final Frontier



Iron Maiden entstellen auf "The Final Frontier" nicht nur Eddie nahezu zur Unkenntlichkeit, sondern stossen spätestens seit dem Vorgänger "A Matter of Life and Death" mit ihrer zunehmend sperrigen Ausrichtung die hitverwöhnten und entsprechend ungeeichten Zuhörer erneut vor den Kopf. Ein Album, das sich trotz des kommerziellen Erfolgs viel Kritik gefallen lassen muss. 

Schwachpunkte: Wirklich schwache Songs sucht man vergebens, aber man braucht – im Gegensatz zu früherem Material – ungewohnt viele Durchläufe, bis die einzelnen Songs zünden. 
Highlights: 'El Dorado', 'Coming Home', 'The Talisman', 'The Man who would be King', When the wild wind blows'; trotz der etwas anspruchsvolleren Soundausrichtung grosse Spielfreude wahrnehmbar. 
Hitdichte: Kein wirklicher Über-Hit, dafür durchgehend Material auf technisch hohem und anspruchsvollem Niveau. 
Atmosphäre: Maidens Soundevolution hat die nächste Stufe erreicht und entfaltet sich vor allem in den epischen, längeren Songs auch gerade in deren Detailverliebtheit. Zudem wirkt das live eingespielte Album authentisch und nicht überproduziert. 

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10. Brave New World 



Die Rückkehr von Bruce löste, gerade nach der ernüchternden Bayley-Ära, regelrechte Wellen der Freude aus und die Erwartungen an das Comeback-Album waren verständlicherweise hoch. Und für viele gilt "Brave New World" nach wie vor als das beste Album der Post-Reunion-Ära. 

Schwachpunkte: Der Stimmungsaufbau bei den längeren, komplexeren Songs wirkt streckenweise noch zu wenig ausgereift und manchmal etwas zusammengeschustert. 
Highlights: 'Ghost of the Navigator', 'Blood Brothers', 'The Mercenary', 'Dream of Mirrors'. 
Hitdichte: Mit 'Blood Brothers' fügen Maiden einen weiteren, unsterblichen Klassiker ihrem grossen Klassikerkatalog hinzu – garndios. Aber auch die restlichen Songs verfügen über die typischen Merkmale, die Maidensongs gross machen. 
Atmosphäre: "Brave New World" ist der perfekte Einstieg in eine neue Maiden-Ära, die nicht einfach die Vergangenheit kopiert, sondern sich konsequent weiterentwickelt. Wie seinerzeit beim Debutalbum hört man unverkennbar das Potential heraus, spürt aber gleichzeitig, dass dies lediglich wie ein neuer Startschuss ist, der noch richtig zur Entfaltung kommen wird. 

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9. The Book of Souls



Nach zwei eher sperrigen Alben kehren Iron Maiden wieder auf vertrautes Territorium zurück und überraschen neben den mittlerweile gewohnten, epischen Langtracks auch mit wieder kürzeren und direkteren Songs. Sogar ein gewisses Feeling aus den 80ern schimmert gelegentlich durch. Zudem ist "The Book of Souls" das erste Studio-Doppelalbum in der Bandgeschichte. 

Schwachpunkte: 'Empire of the Clouds' ist zwar ein ambitioniertes Werk, aber definitiv zu lang. 
Highlights: 'Speed of Light', 'The Great Unknown', 'The Red and the Black', 'The Book of Souls', 'Death or Glory', 'Shadows of the Valley'; tadellose musikalische Leistung jedes einzelnen Musikers. 
Hitdichte: 'Speed of Light' ist der Beweis dafür, dass Maiden auch mit 60 noch kurze und direkte Reisser zustande bringen, und mit 'The Red and the Black' hat sich Harris zum wiederholten Mal ein Denkmal gesetzt: 13 Minuten pure Spielfreude der typischen Maiden-Marke – mitreissend, zum mitsingen und mitfeiern. 
Atmosphäre: Auf "The Book of Souls" vereinen die Eisernen Jungfrauen ihre konsequent eingeschlagene Richtung der Post-Reunion-Ära mit ihrer Sound-Essenz aus den 80ern. Gerade auch in Anbetracht des Alters der einzelnen Bandmitglieder eine unerwartete, phänomenale Leistung.

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8. Killers



Der Nachfolger vom grossartigen Debut ist gleichzeitig das erste Album mit dem Gitarrenduo Murray/Smith, und das hört man markant heraus: doppelstimmige Gitarrenlinien par excellence; "Killers" lebt vor allem durch dessen enorme Spielfreude, aber auch durch die auffällig präzise Rhythmussektion Harris/Burr – ein wahrer Hörgenuss!

Schwachpunkte: 'Prodigal Son' will nicht wirklich zum überaus soliden Rest passen, Di'Annos Stimme kommt an gewissen Stellen an seine Grenzen.
Highlights: 'Wrathchild', 'Murders in the Rue Morgue', 'Killers', 'Drifter'; durchwegs grandiose Gitarrenarbeit und -solos (z.B. 'Killers'); der Zeit entsprechend gute Produktion.
Hitdichte: Durchgehend energiegeladene Songs, auch wenn der eine oder andere wirklich grosse Höhepunkt etwas fehlt.
Atmosphäre: Gegenüber dem Debüt bringt Maiden auf "Killers" die Songs direkter und eingängiger auf den Punkt und verzichtet fast gänzlich auf die etwas komplexere und progressivere Ausrichtung, die man von Songs wie 'Phantom of the Opera' oder 'Remember Tomorrow' her kannte.

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7. Iron Maiden 



Ein Album, das seiner Zeit voraus ist und wie eine Bombe einschlägt. Die "New Wave of British Heavy Metal" ist damit lanciert und hat sein Aushängeschild gefunden: Eine junge Band aus London wird zum heissen Newcomer, künftig zum grössten Zugpferd einer ganzen Genre-Generation und zu einer der einflussreichsten Heavy-Metal-Bands aller Zeiten.

Schwachpunkte: Giftig-grelle Produktion (vor allem die Gitarren!).
Highlights: 'Remember Tomorrow', 'Running Free', 'Phantom of the Opera', 'Charlotte the Harlot', 'Iron Maiden'.
Hitdichte: Bereits das erste Album zeigt eine selbstbewusste, eigenständige Richtung an und wartet mit Hits auf, die nicht mehr aus dem Livekatalog wegzudenken sind.
Atmosphäre: Auch wenn von diversen Seiten dem Album eine gewisse Punk-Atmosphäre zugeschrieben wird, ist dies doch sehr an den Haaren herbeigezogen, wenn man bedenkt, wie streckenweise komplex und vertrackt die Songs hier bereits klingen und auf welch technischem Niveau hier gespielt wird. Ein grossartiges Debut, das allerdings erst das Bandpotential durschimmern lässt, das sich noch entfalten sollte …

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6. A Matter of Life and Death 



Mittlerweile das dritte Album der Post-Reunion-Ära und wieder klingt es nicht nach dem hochgelobten "Brave New World". Tatsächlich klingen Iron Maiden auf "A Matter of Life and Death" seit "The X Factor" ungewohnt düster und vor allem komplex und vertrackt. Der sperrige Sound erhitzt die Gemüter erneut und spaltet die Kritiker in zwei Lager: Für die einen ein enttäuschendes, belangloses Album, für die anderen ein Meisterwerk.

Schwachpunkte: Das Album ist mit seinen 72 Minuten relativ lang und erfordert mehrere Durchläufe, um sich auf die einzelnen Songs einlassen zu können.
Highlights: 'These Colors don't run', 'The Pilgrim',' The longest Day', 'The Reincarnation of Benjamin Bregg', 'For the Greater Good of God', 'The Legacy'; transparente und authentische Produktion (das gesamte Album wurde in zwei Monaten geschrieben, geprobt und aufgenommen und blieb zudem ungemastered!).
Hitdichte: Keine einzelnen Über-Hits, vielmehr als stimmiges Gesamtwerk zu verstehen.
Atmosphäre: Die Quintessenz von Maidens Post-Reunion-Soundevolution auf einem Album perfekt zusammengefasst – unglaubliche Stimmung. Könnte durchaus ein Konzeptalbum sein.

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5. Seventh Son of a Seventh Son



Das Gitarren- und Basssynthie-Experiment auf "Somewhere in Time" kriegt seine Fortsetzung und feiert mit dem siebten Studioalbum eine vorläufige Endstation in Maidens Soundentwicklung. Für viele Kritiker und Fans das essentielle Maiden-Album.

Schwachpunkte: Synthies streckenweise zu stark und aufdringlich eingesetzt, Produktion schon fast etwas poppig.
Highlights: 'Infinite Dreams', 'The Evil that Men do', 'Seventh Son of a Seventh Son', 'The Clairvoyant'.
Hitdichte: Kompositorisch auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, gespickt mit überragenden Hits; dennoch fragwürdig, ob es ein Song wie 'Can I Play with Madness' wirklich gebraucht hätte, zumal er nicht wirklich ins musikalische Gesamtkonzept des Albums passen will.
Atmosphäre: Als Konzeptalbum bietet "Seventh Son of a Seventh Son" eine entsprechend dichte Atmosphäre und bietet bei einigen Songs, wie beispielsweise dem Titeltrack, musikalischen Eskapismus der Extraklasse, auch wenn das Niveau des Vorgängers weder von der Hitdichte noch als Gesamtwerk erreicht wird. Aber das ist lediglich ein Jammern auf hohem Niveau.

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4. Piece of Mind



"The Number of the Beast" beschert Iron Maiden nicht nur den internationalen Durchbruch, sondern bringt zugleich die Trennung mit dem aussergewöhnlichen Taktgeber Clive Burr mit sich. "Piece of Mind" ist dann auch das erste Album mit Nicko McBrain und somit derjenigen Zusammensetzung, die vorerst bis 1990 hält.

Schwachpunkte: 'Still Life', 'Quest for Fire' und 'Sun and Steel' können das überaus hohe Niveau der ersten fünf Stücke nicht halten.
Highlights: 'Where Eagles Dare', 'Revelations', 'Flight of Icarus', 'Die with your Boots on', 'The Trooper'.
Hitdichte: Die ersten fünf Stücke sind einer Symphonie gleich, dann fällt das Album allmählich ab – leider.
Atmosphäre: Gut die erste Hälfte des Albums verdient das Prädikat "Perfekt", hat dann aber den einen und anderen Füller zu verzeichnen und muss sich schliesslich im direkten Vergleich mit dem grossartigen Vorgänger vor allem beim Abschlussepos 'To Tame a Land' von 'Hallowed be thy Name' geschlagen geben. Trotzdem ein brillantes Werk.

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3. The Number of the Beast



Nach zwei grossartigen Alben gelten Iron Maiden als die heissen Newcomer in einer Szene, die sich zwar noch im Underground befindet, aber immer mehr von sich Reden macht. Mit "The Number of the Beast" sollte alles anders werden, denn das Album landet in England in den Albumcharts auf Platz 1, was eine Premiere für eine Heavy-Metal-Band ist. Ein Album, das Maiden nicht nur den weltweiten Durchbruch beschert, sondern generell als eines der wichtigsten Metal-Alben aller Zeiten gilt.

Schwachpunkte: 'Invaders' und 'Gangland' fallen gegenüber dem restlichen Material etwas ab.
Highlights: 'Children of the Damned', 'The Prisoner', '22 Acacia Avenue', 'The Number of the Beast', 'Run to the Hills', 'Hallowed be thy Name'.
Hitdichte: Die Grösse von "The Number of the Beast" erschliesst sich vor allem aus der unglaublichen Klasse an Songs neben den bekannten Hits wie dem Titeltrack, 'Run to the Hills' oder 'Hallowed be thy Name': 'Children of the Damned', 'The Prisoner' oder '22 Acacia Avenue' halten einem enorm hohen Niveau stand, weshalb Songs wie 'Invaders' oder 'Gangland' wie Füllmaterial klingen.
Atmosphäre: Ein Album, das seiner Zeit in vielerlei Hinsicht voraus war: glasklare und dynamische Produktion, energiegeladene Songs und ein Songwriting, das Hitdichte und leichte Progressivität perfekt kombiniert und so zum Massstab für künftige Heavy-Metal-Produktionen macht.

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2. Powerslave



Die Popularität von Iron Maiden wächst drastisch heran, gerade auch wegen ihres Rufs als grossartige Live-Band. Man befindet sich in einer sehr intensiven, anstrengenden und zugleich produktiven Phase. Einige Songs entstehen deshalb unter Zeitdruck, doch dies tut deren Qualität keinen Abbruch. Im Gegenteil …

Schwachpunkte: Ein zeitloser Klassiker ohne nennenswerte Schwachpunkte.
Highlights: 'Aces High', '2 Minutes to Midnight', 'Powerslave', 'Rime of the Ancient Mariner'.
Hitdichte: Ein Album, das neben eingängigen Hits auch mit weitgehend unbekanntem Material (Instrumental inklusive) zu überzeugen weiss und mit dem abschliessenden 'Rime of the Ancient Mariner' das Maiden-Epos schlechthin bietet.
Atmosphäre: Das fünfte Album und zum wiederholten Mal schaffen es die Engländer, sich selbst zu übertreffen. Härter, kompakter und noch detailreicher spielt sich "Powerslave" nachhaltig in die Metal-Geschichte ein und nimmt bis heute bei Kritikern und Fans gleichermassen einer der Spitzenplätze der ewigen Rangliste ein – zurecht!

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1. Somewhere in Time



Nach der monströsen "World Slavery Tour" ist man ausgelaugt und gönnt sich eine etwas grössere Pause. Nicht nur Bruces Stimme ist strapaziert, sondern auch kompositorisch leistet der erschöpfte Sänger nichts dem künftigen Album bei. Das Resultat heisst "Somewhere in Time" und ist bis auf 'Deja-Vu', einer Murray/Harris-Komposition, ein reines Harris/Smith-Werk – zwei Schöpfer, die sich hier mit jedem Song gegenseitig übertrumpfen.

Schwachpunkte: Wer hier Schwachpunkte sucht, der hat sich entweder im Musikgenre verirrt oder sucht schlicht das Haar in der Suppe.
Highlights: Jeder einzelne Song besitzt Hitpotential, die Gitarrenarbeit ist phänomenal, die Produktion passt perfekt.
Hitdichte: Ein Höhepunkt jagt den anderen, Melodien für die Ewigkeit.
Atmosphäre: Unvergleichliche Verschmelzung von Maidens unbändiger Energie mit der Gitarrensynth-Atmosphäre. Iron Maiden auf dem Zenit ihres Schaffens – stimmiges, unerreichtes Meisterwerk.



Montag, 3. Juli 2017

Zeitreise in die Frühphase des Hardrock

RAINFORCE

Lion's Den


(Rock, Hardrock)



Das Musikbusiness ist eine komplexe und komplizierte Angelegenheit, wenn man es nicht bloss als Konsument betrachtet, sondern sich auch mal in die Lage der Künstler versetzt. Als Musiker oder Band in Randgruppengenres der harten Rockmusik ist es noch um ein Vielfaches schwieriger: Hier geschieht das Musikmachen praktisch ausschliesslich aus Freude und Non-Profit – ohne Aussichten darauf, irgendwann nur noch davon leben zu können. Der Traum des grossen Bekanntheitsgrades, des nationalen oder gar internationalen Durchbruchs, gleicht geradezu einer Lotterie, die sich hier und da irgendwer glücklich auspickt. Fans und Freunde harter Rockmusik wissen das schon seit eh und je. Und deshalb schätzen sie in der Regel nebst den grossen und bekannten Acts die vielen kleinen, heissen Newcomer oder Kultbands.

Rainforce dürfte den wenigsten, auch gut informierten Szenegängern, ein Begriff sein. Bis zu ihrem vorliegenden Debut "Lion's Den" waren die Angaben rund um dieses Projekt nämlich spärlich gesät. Gründer und Kopf des Projekts Andy La Morte beschreibt denn auch das Album als etwas, das aus ein paar Songideen und der Freude, mit ein paar Freunden zu musizieren, ständig gewachsen ist und nun seine Vollendung auf einem Tonträger gefunden hat. Die musikalische Vision war dabei von Anfang an erdiger Hardrock der alten Schule, will heissen mit Schwerpunkt 70er und 80er Jahre – ohne Schnörkel und Schnickschnack. Und darauf muss man sich zuerst mal einlassen. Wer es nämlich nicht fertig bringt, die Zeit zurückzudrehen und sich in die genannte Zeit hinein zu versetzen, der kann die Finger getrost vom Silberling lassen – es werden keine modernen Ansätze und in keinster Weise innovative Kost geboten. 

Musikalisch wird die vierköpfige Combo von einer Handvoll Gastmusikern, darunter auch Grössen wie Rex Carroll oder Rex D. Scott, unterstützt, während produktionstechnisch praktisch ausschliesslich aus Eigenregie gewerkelt wurde. Und so überrascht es auch nicht sonderlich, dass das Songmaterial auf den ersten Hörgenuss für heutige Verhältnisse vorerst wie ein gut produziertes Demo klingt. Allerdings würde diese alleinige Beschreibung dem Album nicht gerecht, denn "Lion's Den" ist mehr als das. Bei den zehn Songs fehlt zwar einer, der heraussticht, aber letztlich tut dies dem Gesamteindruck keinen Abbruch. Songs wie 'My Rock', 'Desert Sand', 'He came' oder der Titeltrack geben eine solide Richtung an, die nicht aufgesetzt Retro klingt, sondern es vielmehr auch tatsächlich ist. Ob es nun auch das Instrumental 'Speechless' und die Ballade 'Shine a Light' gebraucht hätte, ist zwar Geschmacksache, trübt aber den Gesamteindruck etwas.


Nichtsdestotrotz: Alles in allem ein gelungener Einstieg in einem zwar komplett überfluteten Markt, der aber trotzdem arm an Bands ist, die nicht einfach bloss dem aktuellen Trend hinterherrennen. Wer also mit Nazareth, den frühen AC/DC und Krokus oder dem Schockrock-Vater Alice Cooper gross geworden ist, der dürfte mit "Lion's Den" seine Freude haben. Man darf gespannt sein, wie sich das Projekt entwickeln wird!

Punkte: 6.5 / 10