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Montag, 3. Juli 2017

Zeitreise in die Frühphase des Hardrock

RAINFORCE

Lion's Den


(Rock, Hardrock)



Das Musikbusiness ist eine komplexe und komplizierte Angelegenheit, wenn man es nicht bloss als Konsument betrachtet, sondern sich auch mal in die Lage der Künstler versetzt. Als Musiker oder Band in Randgruppengenres der harten Rockmusik ist es noch um ein Vielfaches schwieriger: Hier geschieht das Musikmachen praktisch ausschliesslich aus Freude und Non-Profit – ohne Aussichten darauf, irgendwann nur noch davon leben zu können. Der Traum des grossen Bekanntheitsgrades, des nationalen oder gar internationalen Durchbruchs, gleicht geradezu einer Lotterie, die sich hier und da irgendwer glücklich auspickt. Fans und Freunde harter Rockmusik wissen das schon seit eh und je. Und deshalb schätzen sie in der Regel nebst den grossen und bekannten Acts die vielen kleinen, heissen Newcomer oder Kultbands.

Rainforce dürfte den wenigsten, auch gut informierten Szenegängern, ein Begriff sein. Bis zu ihrem vorliegenden Debut "Lion's Den" waren die Angaben rund um dieses Projekt nämlich spärlich gesät. Gründer und Kopf des Projekts Andy La Morte beschreibt denn auch das Album als etwas, das aus ein paar Songideen und der Freude, mit ein paar Freunden zu musizieren, ständig gewachsen ist und nun seine Vollendung auf einem Tonträger gefunden hat. Die musikalische Vision war dabei von Anfang an erdiger Hardrock der alten Schule, will heissen mit Schwerpunkt 70er und 80er Jahre – ohne Schnörkel und Schnickschnack. Und darauf muss man sich zuerst mal einlassen. Wer es nämlich nicht fertig bringt, die Zeit zurückzudrehen und sich in die genannte Zeit hinein zu versetzen, der kann die Finger getrost vom Silberling lassen – es werden keine modernen Ansätze und in keinster Weise innovative Kost geboten. 

Musikalisch wird die vierköpfige Combo von einer Handvoll Gastmusikern, darunter auch Grössen wie Rex Carroll oder Rex D. Scott, unterstützt, während produktionstechnisch praktisch ausschliesslich aus Eigenregie gewerkelt wurde. Und so überrascht es auch nicht sonderlich, dass das Songmaterial auf den ersten Hörgenuss für heutige Verhältnisse vorerst wie ein gut produziertes Demo klingt. Allerdings würde diese alleinige Beschreibung dem Album nicht gerecht, denn "Lion's Den" ist mehr als das. Bei den zehn Songs fehlt zwar einer, der heraussticht, aber letztlich tut dies dem Gesamteindruck keinen Abbruch. Songs wie 'My Rock', 'Desert Sand', 'He came' oder der Titeltrack geben eine solide Richtung an, die nicht aufgesetzt Retro klingt, sondern es vielmehr auch tatsächlich ist. Ob es nun auch das Instrumental 'Speechless' und die Ballade 'Shine a Light' gebraucht hätte, ist zwar Geschmacksache, trübt aber den Gesamteindruck etwas.


Nichtsdestotrotz: Alles in allem ein gelungener Einstieg in einem zwar komplett überfluteten Markt, der aber trotzdem arm an Bands ist, die nicht einfach bloss dem aktuellen Trend hinterherrennen. Wer also mit Nazareth, den frühen AC/DC und Krokus oder dem Schockrock-Vater Alice Cooper gross geworden ist, der dürfte mit "Lion's Den" seine Freude haben. Man darf gespannt sein, wie sich das Projekt entwickeln wird!

Punkte: 6.5 / 10

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