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Montag, 1. September 2014

Heavy Metal? Ja, aber...

...nur christlich!?

Dieses Thema beschäftigt mich seit Jahren und immer wieder kann es in gewissen Foren und Plattformen zu heissen und schier endlosen Diskussionen ausarten. Nachdem ich schon so einiges gelesen und miterlebt habe, möchte ich diesbezüglich mal auch meine Meinung darüber kundtun.

Ja, ich bin Christ. Ich erwähne dies deshalb, weil ich ohne Gottes Gnade nicht das wäre, was ich heute bin. Und ich liebe Rock und Heavy Metal, bereits seit über 30 Jahren. Aber genau diese Vorliebe und die Abneigung von Seiten vieler Christen haben mir schon früh das Interesse am christlichen Glauben verdorben. Nicht dass die härtere Form der Rockmusik in der Gesellschaft eh schon in Verruf steht und mit Vorurteilen zu kämpfen hat, ist es im christlichen Milieu noch um einiges massiver.

Mittlerweile hat sich Rock und Metal auch unter Christen etabliert und es wird endlos darüber debattiert, ob man als Christ nur christlichen Metal oder auch sogenannt säkularen Metal hören kann. Schon allein diese Frage muss bei einem Nichtchristen ein herzhaftes Kopfschütteln auslösen. Interessant wird's dann, wenn man fragt, wie sich denn eine christliche Band definiert: Ist man eine christliche Band, weil Christen darin spielen? Weil alle Christen sind? Weil die Texte christlich sind? Oder weil alle Christen sind und die Texte christlich sind? Oder was weiss ich welche Vorgaben und Vorstellungen.

Ungleiche Massstäbe

Das Massgebende dabei ist nicht, ob man nun christlichen oder säkularen Metal hört, vielmehr wie die beiden Lager behandelt werden: Alles was christlich ist, ist von Grund auf sauber und grossartig, während über allem anderen meistens der Mantel des Schweigens gelegt wird. Interessant ist dabei, dass viele die einfache Frage "Ist Band XY christlich?" stellen und wenn sie mit "Ja" beantwortet wird, kann man sich bedenkenlos ins Hörvergnügen stürzen. Das Gewissen ist beruhigt, alles im grünen Bereich. Schliesslich will man sich ja nicht auf dubiose, wenn gar satanische Sachen einlassen. Auch ich wurde davon nicht verschont und da ich ein Mensch bin, der den Dingen gerne auf den Grund geht, habe ich bald einmal entschlossen, selber zu recherchieren. Und ich kam auf erstaunliche Ergebnisse.

Die Realität sieht oftmals ähnlich aus
Während Metal, der ansatzweise christlich ist, wie die grösste musikalische Offenbarung behandelt wird, schenkt man dem nichtchristlichen Original kaum Beachtung. Ist es Desinteresse oder Ignoranz, Kompromisslosigkeit oder Angst? Schwer zu sagen. Aber bei Aussagen des Kalibers "only christian is clean" kann ich einfach nur noch die Arme verwerfen. Kein Wunder, dass die christliche Metalszene oft belächelt oder gar gemieden wird. Immerhin ist eine solche Einstellung sehr kurzsichtig und zeugt nicht gerade von Fachkompetenz. Gott sei Dank denken und handeln nicht alle so!

Wer zum Beispiel meint, er müsse Iron Maiden meiden, weil einer ihrer Songs "The Number of the Beast" heisst und in einer Textzeile sogar die Zahl 666 besungen wird, der hat sich definitiv nicht mit dem Song und dessen Hintergrund befasst. Oder diejenigen, die zu wissen scheinen, dass James Hetfield von Metallica nix mehr mit dem christlichen Glauben zu tun haben will, nur weil ein Song "The God that failed" heisst. Dass James darin seinen Schmerz über den Tod seiner Mutter, die sich nicht medizinisch helfen lassen wollte, da sie auf ein Wunder Gottes wartete, verarbeitet, scheint niemand wirklich zu interessieren. Um nur zwei sehr bekannte unter unzählig anderen Beispielen zu erwähnen.

Was Metal ist

Metal mag die lauteste und härteste Musik sein, aber herz- oder seelenlos ist sie deswegen bei weitem nicht - im Gegenteil. Wie in keiner anderen Musikrichtung bringt Metal das zum Ausdruck, was andere vielleicht nur denken. Metal ist direkt, ehrlich und macht niemandem etwas vor - manchmal halt auch etwas unverschämt. Musik ist zuallererst Musik. Und Musik ist - wenn man schon das biblische Weltbild als solches anwendet - ein Geschenk, eine Gabe Gottes. Es ist schlicht anmassend, wenn man meint, christlicher Metal sei sauber, der Rest nicht. Das ist eine Beleidigung für alle nichtchristlichen Musiker, welche sich auf ihre Weise ausdrücken.

Mehr als nur Lärm...
Ein Grund, warum christlicher Metal oftmals nicht funktioniert, ist weil es immer wieder Bands gibt, die unverhohlen versuchen, mit dem Vorwand harte Musik zu machen, den Zuhörer mit plakativen Aussagen und biblischer Zeigefingerpropaganda zu torpedieren. Oftmals ist die Musik nur ein Vorwand - es könnte genauso gut Rap, Jazz oder Techno sein - Hauptsache, die Message kommt an. Aber der Metaller ist da nicht wirklich an der Nase herumzuführen, da die fehlende Authentizität schnell entlarvt ist. Metal ist eben gnadenlos echt, kratzt unter der oftmals scheinheiligen Oberfläche und greift manchmal bis in die tiefsten Abgründe - wie die Psalmen in der Bibel.

Die Psalmen sind ja eine Sammlung von Liedern. In der Bibel wurden 150 davon niedergeschrieben, ohne Noten. Somit wäre schon mal das ungeschriebene Gesetz in Frage gestellt, wie Kirchenmusik - (bekannterweise mit Orgel oder acapella, heute mit akustischer Gitarre und Klavier, aber ja nicht zu laut!) - zu klingen hat. Wer sich mal durch diese biblische Liedersammlung liest, der wird nicht nur Lobeshymnen entdecken, sondern auch Ausdrücke von Ärger, Enttäuschung, Zweifel, Wut oder Angst - also Echtheit pur! Na, wenn dies nicht Metal ist?

Persönliche Präferenzen

Christsein ist eine Lebenseinstellung, die Welt mit Gottes Augen zu sehen. Wer jetzt meint, man müsse sich folglich ausschliesslich auf christliche Dinge fixieren, dem rate ich nur noch christliche Filme zu schauen, christliche Zeitungen zu lesen, christliche Möbel zu kaufen, christliche Kleider zu tragen, christlichen Salat zu essen... und am besten keinen Metal mehr zu hören. Warum? Metal und Scheinheiligkeit vertragen sich nicht.

Nein, die Welt mit Gottes Augen zu sehen heisst, meine eingeschränkte Sicht zu erweitern. Musik per se kann nicht christlich sein, genauso wenig ein Gemälde oder eine andere Form von Hand- bzw. Kunstwerk. Hingegen was man damit beabsichtigt (z.B. Musik mit christlichen Texten), ist das, was es schliesslich kategorisiert. Aber genauso, wie man Bücher zu verschiedenen Themen lesen oder Filme verschiedenster Kategorien sehen kann, so ist auch Musik eine Form von Unterhaltung und Kunst, die man durchaus offenherzig und open minded erleben darf.

Wie bei allem, was ich konsumiere, ist es eine Frage meiner persönlichen Vorlieben. Gewisse Dinge mag ich, andere Sachen sagen mir nicht zu. Wenn ich mich folglich z.B. an den Texten einer bestimmten Band stosse, während andere damit klar kommen, ist es in meinem Ermessen, es einfach stehen zu lassen.


Ob ich nun ausschliesslich christlichen Metal höre oder eben auch säkularen, definiert höchstens meine Religiosität, nicht aber mein Christsein.

2 Kommentare:

  1. ich fand christlichen Metal immer lustig - nicht weil ich Christ bin (ich bin keiner) sondern weil ich es mag, wenn jemand rebelliert - und gerade im metal ist ja eine offene Feindschaft zum Christentum ziemlich etabliert - Bands wie Horde oder Antestor feiere ich da wirklich (ganz abgesehen davon, das Antestor feinsten Symphonic Black Metal spielen).

    Grundsätzlich halte ich plakative Ideologie in Musik aber eher für nerfig, egal ob Religiös oder Politisch - ich mag persönliche Texte - in denen durchaus auch mal eine religiöse Ansicht oder eine Ideologie durchscheinen kann, aber als einziges, ausschliessliches Thema finde ich das extrem ermüdend (deswegen höre ich z.b. sehr selten Punk).

    Am besten finde ich immer noch die Bands, die sich gar nicht über ihren Glauben oder ihre Weltanschauung definieren, sondern die einfach Musik machen, weil sie Musik machen wollen und dabei über alles Singen, über das Sie singen werden (protipp: zieh dir mal Extol rein, die haben einen Christlichen Background, singen aber sehr selten über Gott und Jesus und schon gar nicht plakativ).

    Ausserdem wird im Metal ja oft massiv übertrieben und all dieses "Satan" gegröhle ist mehr provokation als ernst gemeint (so spielt Hellhammer, bekannt dafür ein wichtiges Mitglied der Blackmetal Bewegung zu sein auch mal bei Antestor, die den weg für Unblack Metal geebnet haben ;) )
    Als Atheis höre ich Christliche, Atheistische, Satanistische, Pagan etc Bands - und sie beeinflussen weder mein Weltbild (Liberal) noch meinen Glauben (Atheist) oder machen mir Angst - ich mein, ich muss ja auch nicht Däne sein um Hamlet zu lesen oder ein Jedi, weil ich Star Wars mag - und ich muss mich nicht rechtfertigen (hei, wie kannst du blos eine christliche/satanistische/viking Band hören als Atheist - well, weil ich die bands geil finde vielleicht?)

    in dem sinne: \m/

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    1. Danke für deinen Kommentar. Ich denke wir verstehen uns. Extol kenne ich und genau diese Art von christlichem Hintergrund mag ich, während mir - wie du selbst erläuterst - plakative Aussagen völlig gegen den Strich gehen.
      Die Musik und das ehrliche Konzept dahinter ist mir am wichtigsten. Deshalb definieren sich meine Lieblingsbands auch nicht primär über ihre Religion, Politik oder sonstige extreme Ideologien, sondern über ihren ehrlichen Bezug zur Realität oder der unaufdringlichen Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema.
      Aber eben, das ist halt dann eine Frage der persönlichen Einstellung und wie ich ja bereits im Blogeintrag erwähnt habe, ist Musik per se sowieso neutral. Wenn dies jemand anders sieht, ist dies dann sein Problem... ;-)

      Cheers & keep rockin' \,,/

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