Aus einer Sammlung von:
- Aktuelle, sowie vergessene musikalische Perlen aus der Welt des Rock und Heavy Metal
- Lohnenswerte Filme
- Gedanken aus aktuellem Anlass

Montag, 21. Juli 2014

Mystische Klänge

IONA

Live in London 

(Rock, Prog Rock, Folk, Irish-Celtic)


Entstehungsgeschichte der Band (Auszug aus „Profile Productions“):
Auf einer Reise nach Lindisfarne liess sich der Saxophonist und Flötist David Fitzgerald bezaubern von den Ursprüngen der alten Handschriften und der besonderen Atmosphäre an diesem Ort. Er begann nachzuforschen über die Inspirationsquellen der Mönche von Lindisfarne. Dabei stiess er auf die abgeschiedene Insel Iona an der Westküste Schottlands, von wo aus sich die keltisch-christlichen Überlieferungen über Schottland nach England bis hin auf das Europäische Festland verbreitet hatten. David Fitzgerald erzählte seinem Freund Dave Bainbridge von seiner Entdeckung. Der Multiinstrumentalist und Keyboarder liess sich ebenfalls faszinieren von dem meditativen und doch so lebensbejahenden Kulturerbe aus Iona. Bald entstand die Idee, diese Eindrücke musikalisch umzusetzen. Es gelang den beiden, die irische Sängerin Joanne Hogg für ihr Projekt zu gewinnen, und so gründeten sie 1989 eine Band mit dem Namen IONA. Von Anfang an hegten sie die Absicht, eine spirituelle und atmosphärische Musik zu spielen, eine Musik, die den Zuhörer erfrischen und auf seine innere Stimme sensibilisieren sollte. In Anlehnung an die verschlungenen und komplexen Flechtwerk-Ornamente der keltischen Handschriften verwebten sie die musikalischen Motive ineinander und liessen sich von den grossen Gestalten des goldenen keltischen Zeitalters inspirieren: Columba, Aidan, Brendan und Patrick.


Bis heute haben bei IONA diverse Musiker und Gastmusiker (u.a. auch Moya Brennan oder das „All Souls Orchestra“) mitgespielt und -gewirkt. Troy Donockley z.B. war zwar von Anfang an als Gastmusiker mit dabei, entschloss sich aber erst später, sich ganz in die Band zu integrieren. Mittlerweile ist der Multiinstrumentalist bei IONA ausgestiegen und als festes Mitglied bei Nightwish zu entdecken. Seit dem Debutalbum „Iona“ weist die Band, die musikalische Stilelemente aus Rock, Folk, Progressive, Ethnic und Ambient verbindet, bis dato sieben Studioalben und vier Livealben vor; eine davon ist das hier vorliegende Konzert, welches sowohl als die hier rezensierte DVD, wie auch als Doppel-CD erhältlich ist.

IONAs Musik sagt vielen nicht auf Anhieb zu, denn dazu ist sie – ja, man darf dies ruhig sagen – zu anspruchsvoll. Keine eingängigen Melodien, keine Mitgröhlrefrains, praktisch nichts, was dem 08/15 Mainstream entsprechen könnte. Nein, IONA ist entscheidend anders. So anders, dass wenn man sich einmal auf ihren eigenwilligen Sound eingelassen hat, man sich kaum noch davon trennen möchte. Es ist nur schwer in Worte zu fassen, welche Stimmungen IONA in ihren Songs erzeugen. Einige Stücke muten regelrecht an, eine Geschichte in ihrer Intensität und Ausdruckskraft nach zu empfinden. Die Zeit scheint für einen Moment still zu stehen, man ist nur noch überwältigt, ja nahezu entrückt.


Mit „Live in London“ wurde ein Konzert nach beinahe fünf Jahren Band-Pause (Sängerin Joanne Hogg machte eine „Babypause“ und hatte zudem eine Operation) auf CD und DVD aufgenommen. Im Unterschied zur CD enthält die DVD das Acoustic Set, eine Akustische „Einspielsession“ (30 Minuten!) vor dem eigentlichen Konzert und zudem Interviews mit allen Bandmitgliedern. Für die DVD wurde eine 5-Kamera Filmcrew engagiert und zu all dem das Ganze auf 5.1 Surround Sound gemixt, um dem Heimkino / der Heimanlage ein nahezu greifbares Erlebnis zu gewähren.

Und wie greifbar das ist! IONAs Bühne ist klein und die Musiker, die darauf spielen sind bescheiden. Kein Glamour und keine Starallüren, einfach nur Freude am musizieren – so präsentiert sich eine Band, die qualitativ so manch grossen bekannten Act im Handumdrehen in den Schatten stellt. Wenn Troy Donockley zur Bouzouki oder zum Dudelsack greift, Dave Bainbridge in atemberaubender Präzision auf seiner Gitarre herumdrückt oder die eher zierliche Joanne Hogg ihre Stimme zwar dezent und doch kristallklar einsetzt, dann kann man nur noch dasitzen und staunen. Egal ob es die progressive Up-Tempo Nummer „Woven Cord“, das hinreissend rockige „Strength“ oder das verklärt-verträumte „Encircling“ ist – immer wieder hat man das Gefühl „Hey, das war so Hammer, das kann man doch gar nicht mehr toppen!“. Und doch schafft es IONA immer wieder, einen Höhepunkt nach dem anderen zu präsentieren.

Im Grunde genommen macht es wenig Sinn, noch mehr darüber zu schreiben, als vielmehr zu ermutigen, den irisch-keltischen Sound dieser phantastischen Band selber zu erleben. Für mich jedenfalls eine der wertvollsten Musik-DVDs.

Punkte: 10 / 10 

  Credits: www.iona.uk.com / open sky / voiceprint 2005

Konzert vom 18. November 2004 im ULU (University of London Union)

 Joanne Hogg (Gesang / Keyboard / Gitarre / Percussion)
Troy Donockley (Dudelsack /div. Flöten / Gitarre / Bouzouki / Gesang)
Dave Bainbridge (Keyboard / Gitarre / Bouzouki)
Phil Barker (Acoustic- und E-Bass)
Frank van Essen (Schlagzeug / Percussion / Violine)

Donnerstag, 17. Juli 2014

Edelmetall pur

SWORD

Metalized

(Metal, Heavy Metal)


Es war das Jahr 1986, als die goldene Ära des Heavy Metal so richtig zu Höhenflügen ansetzte und Jahrhundertwerke von Bands wie Judas Priest, Iron Maiden, Metallica oder damals eher noch unbekannten Acts wie Queensrÿche bereits die Ohren von begeisterten Metallern beglückten. Das digitale Zeitalter war noch nicht angebrochen und viele unbekannte Bands schafften es folglich mit ihren Alben oft nur über den teuren Importweg über ihre Landesgrenze hinaus. So erging es den Kanadiern von Sword, deren Debut "Metalized" lange lediglich als rares und teures Stück zu ergattern war. Doch die gute Kritik im Metal Hammer spornte mich damals zu einem Blindkauf an und ich wurde mit einem Werk beschenkt, welches Jahre und Jahrzehnte überdauert hat und heute - ohne mit der Wimper zu zucken - zu meinen persönlichen Top 5 Alben aller Zeiten gehört.

Eigentlich könnte ich über dieses Album einen ganzen Roman schreiben und immer noch würde es diesem Klassiker nicht gerecht. Schlicht, rotzig, kantig und dennoch Melodien zum Mitsingen und -grölen - für mich persönlich der Inbegriff von Heavy Metal in Vollendung. Zugegeben, wirklich originell und innovativ sind die 10 Songs nicht, aber wie sie gespielt werden, sucht noch heute seinesgleichen. Hier sind vier Musiker am Werk, die es verstanden haben, die einfachste Essenz des Metals zu nehmen und zu einem unsterblichen Werk zu schmieden.


Jedes Gitarrenriff sitzt und fetzt ohne Ende, der Rhythmusteppich ist jederzeit auf der Höhe des Geschehens - egal, ob beim schleppenden, vor Energie nur so strotzenden "Stoned Again" oder dem speedigen "Outta Control" - und mit Rick Hughes haben Sword einen Sänger, der unbestreitbar zu den besten seines Fachs gehört: Nicht nur, dass er die Töne auch trifft, vielmehr sein Variieren von kräftig melodischer Stimme (von sanft, über heiser bis hin zu rauh und kratzig) hin zu Screams machen ihn zu einem grossen Referenzpunkt und lassen so manchen Shouter der jüngeren Metalgeneration ziemlich alt aussehen.

Wer bei Stücken wie "F.T.W.", "Stoned Again", "Outta Control" oder "Evil Spell" unberührt sitzen bleibt, dem kann man wirklich nicht mehr weiterhelfen. "Metalized" ist ein Fest für die Ohren, ein Geschenk für das Metallerherz und man muss sich nicht wundern, wenn man sich plötzlich mit Luftgitarre bestückt, headbangend und mitsingend im Zimmer ertappt.

Um es kurz zu machen: "Metalized" - mittlerweile als Remastered Edition erhältlich - ist ein diskussionsloses Referenzwerk und gehört nicht nur in jede Sammlung eines 80's Metallers, sondern macht auch allgemein in jeder ernst zu nehmenden Metalsammlung mehr als bloss eine gute Figur im Regal.

Punkte: 10 / 10

Credits: Aquarius Records - 1986 / Krescendo Records - 2008

Mittwoch, 16. Juli 2014

Moviesoundtrack metalized

NIGHTWISH

Dark Passion Play

 (Rock, Metal, Symphonic Metal)


Also, inzwischen sind wieder ein paar Jahre vergangen und der Staub, der Anno dazumal aufgewirbelt wurde, als die begnadete Tarja Turunen Nightwish verliess, hat sich gelegt. Mittlerweile verzeichnet man ja bereits Floor Jansen als neues und festes Mitglied der Finnen. Aber genug der Formalitäten.

"Dark Passion Play" kam zu einer doch eher delikaten Zeit auf den Markt. Während sich Nightwish-Fans in aller Welt gegenseitig beschimpften, weil die Einen die Tatsache von Tarjas Weggang mit dem Untergang von Nightwish gleichsetzten, präsentieren die Symphonic Metaller ihr bis dato ausgereiftetes Werk. Songwriterisch einfach nur ganz, ganz grosses Kino. Allein der knapp 14-minütige Opener versetzt den Zuhörer regelrecht in Trance. So klingt ein Soundscore eines Films gekreuzt mit metallischen Klängen.


Wer meint, dass Nightwish damit ihr Pulver bereits verschossen haben, der hat sich mächtig geschnitten. Zwar folgen mit "Bye Bye Beautiful" und "Amaranth" (übrigens beides Singleauskoppelungen) zwei kürzere und vor allem simplere und weniger anspruchsvolle Nummern, doch diese passen perfekt ins Gesamtbild des Albums. Denn Nightwish geben sich nicht einfach mit einem simplen Nachfolger zufrieden, der aus den gleichen Mustern gestrickt ist. Nein, es wird experimentiert - mal ruhig, mal verträumt, mal agressiv, aber immer mit einem unglaublichen Gespür für die richtige Stimmung. Um es kurz auszudrücken: An musikalischer Dramaturgie kaum zu toppen!

Man kann Anette Olzon viel Schlechtes nachsagen, aber ganz sicher nicht, dass sie den Songs auf "Dark Passion Play" nicht die richtige Stimme verliehen hat. Auch wenn sie live mit den älteren Songs ihre Mühe hatte und niemals Tarja ersetzen konnte, hier hat sie alles richtig gemacht.

Tuomas Holopainen ist und bleibt ein songwriterisches Wunderkind, "Dark Passion Play" ist zum wiederholten Mal Beweis genug. Für mich das bisher stimmigste Werk von Nightwish.

Punkte: 10 / 10

 Credits: Nuclear Blast Records - 2008

Freitag, 11. Juli 2014

Forever Metalized

VINDEX

Ultima Thule

(Metal, Heavy Metal)


Es ist schon unglaublich, wieviel Klasse sich im Metal-Underground befindet. Und wenn man diese Scheibe hört, dann ist es schon fast sträflich, dass dieses Album höchstens unter Insidern Kultstatus geniesst. Dabei hätten diese sympathischen Slovaken ein weitaus breiteres Publikum verdient, denn ihr Sound lässt sich nicht nur hören, sondern ist auch professionell gespielt. Aber alles der Reihe nach.

Im Jahre 2000 von Ronnie König gegründet, spielen Vindex 2003 ihr erstes Demo ein, bevor sie dann zwei Jahre später ihr Debüt "Power Forge" und ein Jahr danach das Nachfolgewerk "No Middle Ground" veröffentlichen. Produktionstechnisch zwar dem Budget entsprechend deutlich unter dem gewohnten Durchschnitt, bieten die beiden Scheiben aber vom Songwriting her durchaus interessante, wenn nicht sogar erstklassige Ansätze.

Für "Ultima Thule" hat man sich eine Pause von knapp vier Jahren gegönnt und schmettert mit einer deutlich verbesserten Produktion ein Werk in die Szene, welches vor allem dem Metaller der alten Schule eine wahre Freude bereiten könnte. Unüberhörbare Einflüsse von Accept, Grave Digger, aber auch Metallica der ersten Stunde oder Manowar stehen zwar Pate, machen aber "Ultima Thule" nicht zum simplen Plagiat, vielmehr zu einem eigenständigen Werk, das von Spielfreude nur so strotzt.

So erinnert Sänger Ludek Struhar durchaus an Udo Dirkschneider oder Chris Boltendahl, weiss aber sein Organ gekonnt einzusetzen und limitiert sich nicht nur auf die rauhen Töne und knöpft somit den beiden Herren den Preis der Vielseitigkeit ab. Überhaupt sind hier wahre Profis am Werk: Ronnie König ist nicht nur der Kopf der Band, sondern beherrscht sein Instrument (Bass) auf höchstem Niveau, während das Gitarrenduo Ado Kalaber und Filip Kolus Riffs aus dem Ärmel schütteln, als wäre es das Einfachste auf der Welt. Der Rhythmusteppich sitzt und das Keyboard wird von Jan Tupy zwar dezent, aber atmosphärisch perfekt eingesetzt.


Nun könnte man einwenden, dass mit einer guten Produktion viel erreicht werden kann. Doch wer die Herren einmal - wie ich - live erlebt hat, der wird mit offenem Mund dastehen und sich vor hervorragenden und professionellen Musikern beugen müssen, die auf der Bühne einhalten, was sie auf der CD versprechen.

Wo kann man also "Ultima Thule" letztendlich einordnen? Klassischer Heavy Metal mit Thrash Elementen, welcher ohne Weiteres in die glorreiche Ära der 80er hinein gepasst hätte. Heute vielleicht eher aus der Mode geraten, überzeugen Vindex vielleicht gerade deshalb mit ihrem unbeirrten Festhalten an der alten Schule.

Wer also nicht einfach nur ein 80er Retrowerk sucht, sich aber wünscht, ein wirklich gelungenes, modernes Old School-Werk zu hören, dem sei "Ultima Thule" uneingeschränkt empfohlen! Testet mal "Forever Metalized", "Reptilization", "Denim & Leather" oder den Titeltrack an und ihr wisst, was ich meine.

Da diese Scheibe für mich nicht nur eine erfrischende Überraschung war, sondern immer wieder neu den Weg in den Player findet und es selbst nach dem x-ten Durchlauf noch unverbraucht klingt, kann ich nur eines vergeben - die Höchstnote.

Punkte: 10 / 10

Credits: vindex.sk / signum-regis.com - 2010

Donnerstag, 10. Juli 2014

Gold, welches wirklich glänzt

GOLDEN RESURRECTION

Glory To My King

(Metal, Power Metal, Neoclassical Metal)


White Metal? Christlicher Metal? Und das soll tatsächlich gut sein?

Zugegeben, im christlichen Metalsektor gibt es überaus viele durchschnittliche Ware, wenn vereinzelt sogar peinliches Kopiewerk von bekannten Grössen. Aber dass es auch Ausnahmen gibt, bewiesen Bands wie Stryper in den 80ern, die mit ihrem eigenwilligen und qualitativ hochstehenden Glam Metal trotz den zum Teil plakativen christlichen Texten nicht nur dem damals aufkiemenden Black Metal die Stirn boten, sondern ganz allgemein in der Metalszene Respekt ernteten und sich zurecht einen Namen machten.

Golden Resurrection hat sich das Leben in der heutigen Metalszene wirklich schwer gemacht. Ihr Stil, grundsätzlich dem Subgenre des melodischen Power Metal einzuordnen, ist komplett überflutet: Denn es wimmelt dort nur von durchschnittlichen Bands, die beliebe nicht schlecht sind, aber dann halt doch wie eine weitere Kopie einer Kopie klingen und so zu einer weiteren Nummer werden, die man schnell vergisst. Aber Golden Resurrection gehören mit ihrem Debutalbum "Glory to my King" ganz sicher nicht dazu!

Mit Christian Liljegren haben die Mannen nämlich einen Sänger an Bord, der einigen aus anderen Bands wie Narnia, Modest Attraction oder Divinefire bekannt sein dürfte. Und der Herr kann wirklich singen! Sein Organ - mal rauh, mal leidenschaftlich melodiös und melodramatisch - ist ein wohltuender Wiedererkennungswert.

Aber das ist noch nicht alles. Mit Tommy Johansson ist ein junger Gitarrenzauberer am Werk, der es nicht scheut, dem grossen Yngwie Malmsteen über die Schulter zu schauen und mit einer derartigen Spielfreude zu shreddern, dass es einfach nur Spass macht.


Golden Resurrection spielen denn auch unüberhörbar in der Tradition ihrer schwedischen Vorbilder Malmsteen und einer Prise Europe. Das neoklassische Element ist ein fixer Bestandteil dieses jungen Projekts, welches sich bereits beim Opener "See my Commands" eindrucksvoll niederschlägt. So klingt Neoclassical Metal in Vollendung, Mr. Malmsteen!
Und auch wenn bei einigen Stücken der Fuss vom Gaspedal genommen wird, wie z.B. bei "Best for Me" oder "Never look back", so bleibt das Tempo vorwiegend flott. Der Titeltrack, "The Final Day" oder "Golden Flames" sind ein Paradebeispiel davon, wie man kurzweilige, knackige, melodische und dennoch "right-in-your-face" Nummern spielt - wirklich absolute Spitzenklasse.

Einziger Wermutstropfen bleiben die lediglich 8 Stücke (plus ein Outro) in einer den heutigen Verhältnissen doch eher kurzen Spielzeit von 38 Minuten. Dafür darf man sagen: kein einziger Ausfall, nur Vorzeigewerk!

Man mag sich an der mehr als deutlichen christlichen Lyrik stossen, aber musikalisch ist "Glory to my King" ein grandioses Werk, welches sich deutlich vom 08/15 Power Metal Einheitsbrei abhebt. Gehört meines Erachtens schon jetzt zu einem Genreklassiker und gilt für mich als eine der besten Veröffentlichungen im christlichen Metalsektor. Punkt.

Punkte: 10 / 10

 Credits: Liljegren Records - 2010


Mittwoch, 9. Juli 2014

Polierter Stahl

BATTLE BEAST

Battle Beast

(Metal, Heavy Metal)


Schätzungsweise keine andere Scheibe stand 2013 bei mir so oft im Dauerlauf wie das zweite Werk dieser jungen finnischen Band. 13 Songs - 13 Kracher - keine Kompromisse, keine Langweile, keine Durchhänger.

Das Rezept? Man nehme den guten Heavy Metal der alten Schule und poliere den alten Stahl produktionstechnisch dem heutigen Standard gemäss auf Hochglanz, dazu eine Sängerin mit einer Stimme wie eine Kratzbürste in bester Leather Leone Manier, simples und gradliniges Songwriting mit Mitsing /-gröhlfaktor - fertig. Und das reicht? Und ob!

Sicherlich werden sich dem modernen Metaller die Nackenhaare sträuben oder er wird gähnend nach den ersten Anspielungen die Disc in die Ecke schmeissen, aber für solche ist sie primär gar nicht gedacht. Vielmehr wird der Nostalgiker, der immer noch in den 80ern schwelgt und sich die Zeit am liebsten zurückwünschen würde, seine helle Freude haben, weil hier 6 junge Finnen dem Trend des Whatever-Core trotzen und 13 Feuerwerke abliefern und damit vermutlich sogar für den einen oder anderen Freudenschrei verantwortlich sein werden.


Wer in der Vergangenheit Bands wie Accept, Manowar, Saxon oder Judas Priest zu seinen Helden zählte und hören möchte, wie dessen Jünger heute klingen, der kann hier nun wirklich nur richtig liegen. Wie es die Band selbst ausdrückt:
100% Heavy Metal - 0% Bullshit.

Ob die Scheibe die Höchstnote verdient, kann nur der Test der Zeit klären. Fest steht jedenfalls, dass Battle Beast mit ihrem Debut "Steel" und dem vorliegenden titellosen Nachfolgewerk dem Metal wieder etwas vom glorreichen 80er Stahl zurückgegeben haben und das ist halt einfach Königsklasse!

Punkte: 9 / 10

Credits: Nuclear Blast Records 2013

Sonntag, 6. Juli 2014

Der gläserne Mensch - aus christlicher Perspektive


Vom Brutto zum Netto - die nackte Tatsache


Wir alle leben nun schon seit einigen Jahren, wenn nicht bereits schon seit Jahrzehnten damit: Man weiss über alles und jeden Bescheid. Ein paar Klicks im Internet genügen und ich kann mir innerhalb von wenigen Minuten beliebige Infos holen, wo es vor noch gar nicht so langer Zeit Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, TV oder ganz einfach Mund zu Mund Propaganda waren. Das Infoangebot hat sich massiv vergrössert und ist durchs Internet für jedermann zugänglich geworden.
Wir reden heute vom digitalen Zeitalter und man hat auch schon vom gläsernen Mensch gesprochen. Gläsern insofern, weil er durch das Internet und dem ganzen Überwachungswahn (spätestens seit dem tragischen "9/11" ein Dauerbrenner) nicht mehr anonym bleibt. Ob wir wollen oder nicht, überall bietet sich die Möglichkeit, dass irgendwelche Daten von uns - sei es nun das Geburtsdatum, die Mailadresse, meine Schuhgrösse, meine Lieblingsband oder wann ich wo welches Bier gekauft habe - an Zweit- und Drittpersonen gelangen, ohne es eigentlich zu wollen. Kurz gesagt: man weiss über uns mehr Bescheid als uns lieb ist!


Was früher nur bei Stars ersichtlich war (Klatsch & Tratsch) ist nun für jedermann möglich. In sozialen Netzwerken wie Facebook tauscht man zwar unter Freunden und Bekannten aus, vergisst dabei aber unter Umständen, wer dabei alles mitliest oder zusieht. Je nach Charakter kann so eine Plattform durchaus zum Seelenstriptease ausarten, wo nicht selten die eigenen Abgründe sichtbar werden: Ein gewohntes Sonntagsgesicht kann sich unter Umständen von einer ganz anderen Seite offenbaren und Leute von ihrer vielleicht verborgenen, aber wahren Seite zeigen.
Und wie reagiere ich als Christ in dieser ganzen komplexen Situation? Schotte ich mich ab? Gehe ich ins Kloster? Mache ich den ganzen Zirkus mit? Wie auch immer ich mich entscheide, es wird immer mehr Brutto zum Netto. Das heisst, ich kann die nackte Tatsache zwar hinauszögern, aber irgendwann werde auch ich mich als den rechtfertigen müssen, der ich wirklich bin.


Der Christ und das Ende der Tage


Seit ich Christ bin, höre ich immer wieder dasselbe: Schau dir mal wie schlimm es mittlerweile um unsere Welt steht! Drogen, Korruption, Perversion - eine regelrechte Dekadenz. Und es stimmt tatsächlich, wir leben in der Endzeit, seit über 2000 Jahren bereits. Die Endzeit hat nämlich biblisch gesehen mit der Geburt, dem Wirken, dem Tod und der Auferstehung von Jesus, dem Messias, angefangen. Wenn uns jetzt einige Dinge speziell abfallend vorkommen oder in unseren Augen deutliche Hinweise für die letzten Tage sichtbar werden, dürfen wir nicht vergessen, was seit Jahrhunderten bereits immer wieder an Gräueltaten und Perversität verzeichnet wurde (Kriege, Christenverfolgungen, Kreuzzüge, Prostitution, Korruption en masse) - also nichts neues unter der Sonne.
Was in den letzten Jahrzehnten hingegen neu dazu gekommen ist, ist der gewaltige Fortschritt in der Technik, der natürlich auf der ganzen Bandbreite ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Vieles kommt uns zugute, wie z.B. in der Medizin, andere Sachen haben ihre Schattenseiten, weil der Mensch immer wieder auch zum Missbrauch von allem tendieren kann.
Durch die Entwicklung, vor allem in der Elektronik, ist es uns mittlerweile möglich geworden, Straftäter rund um die Uhr zu überwachen und manchmal sogar zu ermitteln. Mit Kameras und Abhörgeräten hat man ein System erschaffen, welches es uns schon fast zu einem Kinderspiel macht, die bösen Jungs zu stellen. Doch dieser zunehmende Überwachungs- und Kontrollwahn hat auch seine Kehrseite: wir alle sitzen im selben Boot und betrifft nicht nur die Bösen. Das ist einerseits natürlich ärgerlich, anderseits zeigt es uns auf, dass in jedem von uns ein potentieller Straftäter - ich meine, bereits bei Rot über die Kreuzung zu fahren ist eine Straftat, nur so als Beispiel - stecken kann. Und das holt uns natürlich auf den Boden der Realität - auch als Christ.
Und auch die Bibel redet diesbezüglich eine deutliche Sprache:
Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Deshalb wird man alles, was ihr im Dunkeln redet, am hellen Tag hören, und was ihr einander hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern verkünden. (Lukas 12:2-3)


Besser kann man dieses Überwachungssystem nicht beschreiben. Was ich sage oder tue wird nicht mehr nur mein Geheimnis bleiben, nein, es wird irgendwann an die Öffentlichkeit gelangen. Und es wird Folgen haben - welche dies sein werden, bestimme ich mit meinem Handeln.
Nun fragt man sich, warum wir so Angst haben vor der Überwachung - was haben wir zu verbergen? Ich stelle diese provokante Frage bewusst, weil das Thema "Kontrolle" sehr oft und gerne von Endzeitfreaks mit horrorartigen Szenarien in Verbindung gebracht wird, um vielen Christen Angst einzujagen. Zugegeben: es ist eine bedenkliche Entwicklung. Aber sie betrifft uns alle, einschliesslich uns Christen. Das Entscheidende dabei bleibt nur, wie wir uns darin verhalten.


Schönreden und Authentizität


Nun könnte man dazu tendieren zu sagen "Was geht dies die anderen an, was ich tue und sage? Wann ich wohin gehe? Mit wem ich mich getroffen habe? Was ich wo und wann gegessen und getrunken habe?" Tatsache ist, dass wir unsere Privatsphäre immer mehr verlieren. Wir können kaum mehr Dinge schönreden, können uns immer weniger hinter unseren verborgenen Leidenschaften verstecken.
Aber was auf den ersten Blick erschreckend aussieht, ist in der Realität unsere Chance! Ja, es ist die Chance, authentisch - echt, natürlich und ehrlich - zu werden und zu sein. Jeder weiss, dass es die perfekten Menschen nicht gibt und trotzdem streben wir danach, nur unsere perfekte Seite zu zeigen? Ist das nicht verkehrt und unehrlich? In der Bibel lese ich jedenfalls nirgends von perfekten Menschen oder wie nur die schöne Seite beleuchtet wird...
Die Menschen heute interessieren sich nicht dafür, was wir sind, welcher Institution, Kirche oder Religion wir angehören, sondern dafür, was wir tun und wie wir uns verhalten. Das heisst, wenn ich etwas predige, dann sollte ich mich als erster daran orientieren und vor allem danach leben.
Schöne Reden - nicht nur von Politikern oder sog. Weltverbesserern - hat man zur Genüge gehört. Und man ist langsam aber sicher müde davon; man will Taten - oder biblisch ausgedrückt "Früchte des Geistes" (Galater 5:22-23a) - sehen.
Ob es nun ein soziales Netzwerk wie Facebook, eine Kurznachrichten bzw. Chatplattform wie What'sApp oder lediglich die Cumuluskarte ist - sie alle offenbaren etwas von unserer Privatsphäre und sollten folglich mit Besonnenheit und dem nötigen Respekt, aber sicherlich nicht mit Angst genutzt werden. Wir können es nicht verhindern - egal wie fest wir uns abschotten - dass ein Teil unserer Daten weitergeleitet und womöglich sogar missbraucht wird.

Denn wir sind zum Schauspiel geworden für die Welt, für Engel und Menschen. (1Kor 4:9b)

Aber auch wenn uns die ganze Welt zuschauen sollte - vor wem sollten wir uns fürchten? Schlussendlich müssen wir Gott Rechenschaft ablegen, nicht den Menschen.


Gottes Schaufenster


Angenommen wir leben tatsächlich in den letzten Tagen, sollten wir uns biblisch gesehen gar keine Sorgen machen. Ein Christ hat mit allem sterblichen abgerechnet, es hat keine Macht mehr über ihn. In einem meiner Lieblingsfilme findet sich eines der eindrücklichsten Filmzitate wieder, welches Heldenmut, Ausharren und Tapferkeit nicht besser hätte ausdrücken können:
Sie mögen euch euer Leben nehmen, aber niemals eure Freiheit! (William Wallace, Braveheart)
Was wir sind, wer wir sind und was wir tun - egal wie, wo und in welcher Form - gibt nicht nur etwas von uns wieder, sondern wiederspiegelt auch Gottes Wirken in unserem Leben. Und das ist die Hoffnung für diese Welt. Sie war es in den vergangenen Jahrhunderten, ist es heute und wird es auch in Zukunft sein. Ein offener Brief sollen wir sein, den alle lesen können. Paulus drückt es im 2. Korintherbrief wie folgt aus:
Ihr selbst seid mein Empfehlungsbrief! Er ist in mein Herz geschrieben und alle können ihn sehen und lesen. Für alle ist sichtbar: Ihr seid ein Brief von Christus, ausgefertigt und überbracht durch meinen Dienst als Apostel. Dieser Brief ist nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes. Er steht nicht auf Steintafeln, sondern in den Herzen von Menschen. (2Kor 3:2-3)

Gerade in einer Zeit, wo alles transparenter geworden ist und dadurch auch finsterer erscheint, weil es nicht mehr versteckt werden kann, ist unsere Authentizität gefragter denn je, ohne den Drang zu haben, grosse Taten vollbringen zu müssen.
Um das Ganze auf den Punkt zu bringen: Es tendiert dazu, dass jeder Schritt von uns registriert wird, totale Kontrolle also. Und wisst ihr was? Wir können dem nicht entkommen. Ich glaube nicht, dass wir davon entrückt werden bzw. uns dies als Christ erspart bleibt. Warum auch? Es ist unsere Chance, unser Leben als Kinder Gottes zu leben. Wir sind die Kinder des Lichts, die Zeugen Christi. Die ganze Welt schaut zu wie ich Fehler mache, mich aufrege, ausfällig werde usw. Sie schaut aber auch zu, wie ich Grösse besitze zu bereuen, zu vergeben und mich zu verändern. Ein besseres Schaufenster von Gottes Gnade können wir als Menschen nicht bieten.


(Zusammenfassung des Inputs vom 29.6.2014 im EGW Wattenwil)

Monumentale Filmgeschichte

BEN HUR

Originaltitel: Ben-Hur (USA 1959)

 


Genre: Drama, Historienabenteuer, Romanverfilmung
Regie: William Wyler
Darsteller: Chalton Heston, Jack Hawkins, Stephen Boyd, Haya Harareet, Hugh Griffith, Martha Scott, Sam Jaffe
Musik: Miklos Rozsa
Laufzeit: 213 Min.
Altersfreigabe: 16
Themen: 
Rache, Hass, Vergeltung, Erlösung, Vergebung, Versöhnung


Wie soll man einen Film beschreiben, der einem vom ersten Augenblick an in seinen Bann zieht und mehr noch: der im eigenen Leben grundlegende Veränderungen auslöst? So ist es nicht nur mir mit der ersten „Ben-Hur“-Begegnung, die eher zufällig geschah, ergangen. Romanautor General Lew Wallace erlebte es auf seine Weise ähnlich:
"Eines Tages hatte Wallace ein Gespräch mit einem Stabsoffizier, der sich über Gott, Glauben und Christen lustig machte und darüber spottete. Wallace, der damals noch nicht gläubig war, kam ins Nachdenken und entschloss sich, alles, was mit der Bibel, Jesus Christus und dem Glauben zu tun hatte, ausgiebig zu erforschen.
Später schrieb Wallace, dass seine Begegnung mit dem spöttelnden Colonel zwei Folgen hatte: Zum einen das Buch "Ben Hur", das 1880 veröffentlicht wurde, zum anderen seine Hinwendung zu Gott und Jesus Christus." (Quelle: Wikipedia)

Seit Kindheitstagen Freunde: Messala und Judah Ben Hur
„Ben-Hur“, seit seiner Veröffentlichung 1880 ein Bestseller, gilt als Prototyp des historischen Romans und wurde nach Wallaces Tod 1905 zum regelrechten Theaterstoff, bis er 1926 sogar den Weg auf die Leinwand fand. Erst die farbige Neufassung von 1959 verdrängte den Stummfilm, der als Meilenstein in der Entwicklung der Leinwandkunst geblieben ist.
Der Produktionsaufwand, den man für die Neuverfilmung von „Ben-Hur“ aufbrachte, war für damalige Verhältnisse nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes „monumental“, sondern drohte das Studio MGM in den völligen Ruin zu stürzen. Aber es kam bekanntlich anders: „Ben-Hur“ schrieb als Meilenstein des Monumentalfilms und als erster Rekordhalter von 11 Oscars (erst 1997 von „Titanic“ und 2003 von „Die Rückkehr des Königs“ egalisiert) Filmgeschichte.

Inhaltlich verbindet „Ben-Hur“ eigentlich zwei Geschichten: Als Grundlage dient die turbulente Epoche der heidnisch-römischen Weltherrschaft, die am Rande jener Zeitwende steht, die die Menschheit nachhaltig beeinflusste – Christi Geburt und der Weg nach Golgatha.
Während dieser Zeit lebt Judah Ben-Hur (Charlton Heston), der als jüdischer Prinz Ansehen geniesst. Sein römischer Jugendfreund Messala (Stephen Boyd) ist, trotz der Verfeindung der beiden Völker, ein guter Freund der Familie. Doch die Freundschaft erlebt eine jähe Wende, als bei einem römischen Truppenauflauf sich ein Ziegel von Hurs Haus löst, den römischen Stadthalter trifft und dies irrtümlicherweise als Attentat aufgefasst wird. Judahs Mutter Miriam und Schwester Tirza werden ins Gefängnis geworfen und er selbst wird in Ketten auf die Galeere verbannt. Auf dem Weg dorthin gelangt er mitsamt anderen Deportierten zu einem kleinen Dorf, wo er in seinem Elend eine Begegnung macht, die sein Leben entscheidend prägen sollte: Ein Zimmermann gibt ihm Wasser, wo es ihm vorher gerade noch verweigert wurde. Die beiden Geschichten treffen zum ersten Mal aufeinander...

Eine Begegnung, die Judahs Leben verändert

Mit 50 Jahren auf dem Buckel merkt man „Ben-Hur“ das technische Alter an – das lässt sich nicht wegdiskutieren. Hingegen braucht er sich qualitativ mit der neu überarbeiteten Version (erhältlich als DVD oder Blu-ray, inkl. Stummfilmversion von 1925) absolut nicht hinter moderneren Monumentalfilmen zu verstecken. Wer die Möglichkeit hat, den Film auf Grossbild zu erleben, der sollte auf keinen Fall zögern – denn nur so entfaltet er seine bildgewaltige und emotionale Wucht optimal! Mit knapp vier Stunden Laufzeit erfordert er zwar nicht nur etwas Sitzleder, sondern auch die Geduld, sich einer ruhigen Erzählstruktur und einem langsam sich aufbauenden Spannungsbogen hinzugeben. Wer dies entgegenbringt, der wird mit unvergesslichem Kino belohnt, welches durch herrliche Schauplätze, grossartig orchestralischer Musik und einer einzigartig expressiven Dramaturgie die Zeit für einen Moment stehen zu lassen vermag.

Ein Szenario schreibt Filmgeschichte: Das legendäre Wagenrennen
Bleibt mir nur noch wiederzugeben, was ein renommierter Filmkritiker der „New York Times“ schrieb: „Ein überragendes, strahlendes Drama, das alle Grenzen üblicher Spektakel überwindet.“


Punkte: 10 / 10