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Sonntag, 6. Juli 2014

Der gläserne Mensch - aus christlicher Perspektive


Vom Brutto zum Netto - die nackte Tatsache


Wir alle leben nun schon seit einigen Jahren, wenn nicht bereits schon seit Jahrzehnten damit: Man weiss über alles und jeden Bescheid. Ein paar Klicks im Internet genügen und ich kann mir innerhalb von wenigen Minuten beliebige Infos holen, wo es vor noch gar nicht so langer Zeit Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, TV oder ganz einfach Mund zu Mund Propaganda waren. Das Infoangebot hat sich massiv vergrössert und ist durchs Internet für jedermann zugänglich geworden.
Wir reden heute vom digitalen Zeitalter und man hat auch schon vom gläsernen Mensch gesprochen. Gläsern insofern, weil er durch das Internet und dem ganzen Überwachungswahn (spätestens seit dem tragischen "9/11" ein Dauerbrenner) nicht mehr anonym bleibt. Ob wir wollen oder nicht, überall bietet sich die Möglichkeit, dass irgendwelche Daten von uns - sei es nun das Geburtsdatum, die Mailadresse, meine Schuhgrösse, meine Lieblingsband oder wann ich wo welches Bier gekauft habe - an Zweit- und Drittpersonen gelangen, ohne es eigentlich zu wollen. Kurz gesagt: man weiss über uns mehr Bescheid als uns lieb ist!


Was früher nur bei Stars ersichtlich war (Klatsch & Tratsch) ist nun für jedermann möglich. In sozialen Netzwerken wie Facebook tauscht man zwar unter Freunden und Bekannten aus, vergisst dabei aber unter Umständen, wer dabei alles mitliest oder zusieht. Je nach Charakter kann so eine Plattform durchaus zum Seelenstriptease ausarten, wo nicht selten die eigenen Abgründe sichtbar werden: Ein gewohntes Sonntagsgesicht kann sich unter Umständen von einer ganz anderen Seite offenbaren und Leute von ihrer vielleicht verborgenen, aber wahren Seite zeigen.
Und wie reagiere ich als Christ in dieser ganzen komplexen Situation? Schotte ich mich ab? Gehe ich ins Kloster? Mache ich den ganzen Zirkus mit? Wie auch immer ich mich entscheide, es wird immer mehr Brutto zum Netto. Das heisst, ich kann die nackte Tatsache zwar hinauszögern, aber irgendwann werde auch ich mich als den rechtfertigen müssen, der ich wirklich bin.


Der Christ und das Ende der Tage


Seit ich Christ bin, höre ich immer wieder dasselbe: Schau dir mal wie schlimm es mittlerweile um unsere Welt steht! Drogen, Korruption, Perversion - eine regelrechte Dekadenz. Und es stimmt tatsächlich, wir leben in der Endzeit, seit über 2000 Jahren bereits. Die Endzeit hat nämlich biblisch gesehen mit der Geburt, dem Wirken, dem Tod und der Auferstehung von Jesus, dem Messias, angefangen. Wenn uns jetzt einige Dinge speziell abfallend vorkommen oder in unseren Augen deutliche Hinweise für die letzten Tage sichtbar werden, dürfen wir nicht vergessen, was seit Jahrhunderten bereits immer wieder an Gräueltaten und Perversität verzeichnet wurde (Kriege, Christenverfolgungen, Kreuzzüge, Prostitution, Korruption en masse) - also nichts neues unter der Sonne.
Was in den letzten Jahrzehnten hingegen neu dazu gekommen ist, ist der gewaltige Fortschritt in der Technik, der natürlich auf der ganzen Bandbreite ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Vieles kommt uns zugute, wie z.B. in der Medizin, andere Sachen haben ihre Schattenseiten, weil der Mensch immer wieder auch zum Missbrauch von allem tendieren kann.
Durch die Entwicklung, vor allem in der Elektronik, ist es uns mittlerweile möglich geworden, Straftäter rund um die Uhr zu überwachen und manchmal sogar zu ermitteln. Mit Kameras und Abhörgeräten hat man ein System erschaffen, welches es uns schon fast zu einem Kinderspiel macht, die bösen Jungs zu stellen. Doch dieser zunehmende Überwachungs- und Kontrollwahn hat auch seine Kehrseite: wir alle sitzen im selben Boot und betrifft nicht nur die Bösen. Das ist einerseits natürlich ärgerlich, anderseits zeigt es uns auf, dass in jedem von uns ein potentieller Straftäter - ich meine, bereits bei Rot über die Kreuzung zu fahren ist eine Straftat, nur so als Beispiel - stecken kann. Und das holt uns natürlich auf den Boden der Realität - auch als Christ.
Und auch die Bibel redet diesbezüglich eine deutliche Sprache:
Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Deshalb wird man alles, was ihr im Dunkeln redet, am hellen Tag hören, und was ihr einander hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern verkünden. (Lukas 12:2-3)


Besser kann man dieses Überwachungssystem nicht beschreiben. Was ich sage oder tue wird nicht mehr nur mein Geheimnis bleiben, nein, es wird irgendwann an die Öffentlichkeit gelangen. Und es wird Folgen haben - welche dies sein werden, bestimme ich mit meinem Handeln.
Nun fragt man sich, warum wir so Angst haben vor der Überwachung - was haben wir zu verbergen? Ich stelle diese provokante Frage bewusst, weil das Thema "Kontrolle" sehr oft und gerne von Endzeitfreaks mit horrorartigen Szenarien in Verbindung gebracht wird, um vielen Christen Angst einzujagen. Zugegeben: es ist eine bedenkliche Entwicklung. Aber sie betrifft uns alle, einschliesslich uns Christen. Das Entscheidende dabei bleibt nur, wie wir uns darin verhalten.


Schönreden und Authentizität


Nun könnte man dazu tendieren zu sagen "Was geht dies die anderen an, was ich tue und sage? Wann ich wohin gehe? Mit wem ich mich getroffen habe? Was ich wo und wann gegessen und getrunken habe?" Tatsache ist, dass wir unsere Privatsphäre immer mehr verlieren. Wir können kaum mehr Dinge schönreden, können uns immer weniger hinter unseren verborgenen Leidenschaften verstecken.
Aber was auf den ersten Blick erschreckend aussieht, ist in der Realität unsere Chance! Ja, es ist die Chance, authentisch - echt, natürlich und ehrlich - zu werden und zu sein. Jeder weiss, dass es die perfekten Menschen nicht gibt und trotzdem streben wir danach, nur unsere perfekte Seite zu zeigen? Ist das nicht verkehrt und unehrlich? In der Bibel lese ich jedenfalls nirgends von perfekten Menschen oder wie nur die schöne Seite beleuchtet wird...
Die Menschen heute interessieren sich nicht dafür, was wir sind, welcher Institution, Kirche oder Religion wir angehören, sondern dafür, was wir tun und wie wir uns verhalten. Das heisst, wenn ich etwas predige, dann sollte ich mich als erster daran orientieren und vor allem danach leben.
Schöne Reden - nicht nur von Politikern oder sog. Weltverbesserern - hat man zur Genüge gehört. Und man ist langsam aber sicher müde davon; man will Taten - oder biblisch ausgedrückt "Früchte des Geistes" (Galater 5:22-23a) - sehen.
Ob es nun ein soziales Netzwerk wie Facebook, eine Kurznachrichten bzw. Chatplattform wie What'sApp oder lediglich die Cumuluskarte ist - sie alle offenbaren etwas von unserer Privatsphäre und sollten folglich mit Besonnenheit und dem nötigen Respekt, aber sicherlich nicht mit Angst genutzt werden. Wir können es nicht verhindern - egal wie fest wir uns abschotten - dass ein Teil unserer Daten weitergeleitet und womöglich sogar missbraucht wird.

Denn wir sind zum Schauspiel geworden für die Welt, für Engel und Menschen. (1Kor 4:9b)

Aber auch wenn uns die ganze Welt zuschauen sollte - vor wem sollten wir uns fürchten? Schlussendlich müssen wir Gott Rechenschaft ablegen, nicht den Menschen.


Gottes Schaufenster


Angenommen wir leben tatsächlich in den letzten Tagen, sollten wir uns biblisch gesehen gar keine Sorgen machen. Ein Christ hat mit allem sterblichen abgerechnet, es hat keine Macht mehr über ihn. In einem meiner Lieblingsfilme findet sich eines der eindrücklichsten Filmzitate wieder, welches Heldenmut, Ausharren und Tapferkeit nicht besser hätte ausdrücken können:
Sie mögen euch euer Leben nehmen, aber niemals eure Freiheit! (William Wallace, Braveheart)
Was wir sind, wer wir sind und was wir tun - egal wie, wo und in welcher Form - gibt nicht nur etwas von uns wieder, sondern wiederspiegelt auch Gottes Wirken in unserem Leben. Und das ist die Hoffnung für diese Welt. Sie war es in den vergangenen Jahrhunderten, ist es heute und wird es auch in Zukunft sein. Ein offener Brief sollen wir sein, den alle lesen können. Paulus drückt es im 2. Korintherbrief wie folgt aus:
Ihr selbst seid mein Empfehlungsbrief! Er ist in mein Herz geschrieben und alle können ihn sehen und lesen. Für alle ist sichtbar: Ihr seid ein Brief von Christus, ausgefertigt und überbracht durch meinen Dienst als Apostel. Dieser Brief ist nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes. Er steht nicht auf Steintafeln, sondern in den Herzen von Menschen. (2Kor 3:2-3)

Gerade in einer Zeit, wo alles transparenter geworden ist und dadurch auch finsterer erscheint, weil es nicht mehr versteckt werden kann, ist unsere Authentizität gefragter denn je, ohne den Drang zu haben, grosse Taten vollbringen zu müssen.
Um das Ganze auf den Punkt zu bringen: Es tendiert dazu, dass jeder Schritt von uns registriert wird, totale Kontrolle also. Und wisst ihr was? Wir können dem nicht entkommen. Ich glaube nicht, dass wir davon entrückt werden bzw. uns dies als Christ erspart bleibt. Warum auch? Es ist unsere Chance, unser Leben als Kinder Gottes zu leben. Wir sind die Kinder des Lichts, die Zeugen Christi. Die ganze Welt schaut zu wie ich Fehler mache, mich aufrege, ausfällig werde usw. Sie schaut aber auch zu, wie ich Grösse besitze zu bereuen, zu vergeben und mich zu verändern. Ein besseres Schaufenster von Gottes Gnade können wir als Menschen nicht bieten.


(Zusammenfassung des Inputs vom 29.6.2014 im EGW Wattenwil)

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