Aus einer Sammlung von:
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Mittwoch, 15. Oktober 2014

Was lange währt...

WARLORD 

The Holy Empire 

(Metal, Heavy / Power Metal, Epic Metal)


Wenn ich mir heute "The Holy Empire" anhöre, ist es mir immer noch ein Rätsel, wie ich all die Jahre diese Band einfach ignorieren konnte. In den 80ern gerade mal zwei Alben veröffentlicht, welche aber schon damals als exklusiv galten und lediglich Undergroundfreaks anzuziehen schienen, konnte sich Warlord nie einen Namen unter den ganz grossen Acts des Schwermetalls machen. Lediglich eine kleine, aber über Jahre treue Fanschar erhielt das Feuer einer Band am Leben, die mit ihrem Stil als Begründer des Epic Metal gelten, welchem man heute ansatzweise vor allem in verschiedenen Variationen des Power Metal begegnet - nicht selten mit überzeichnetem Kitsch.

Als sich Warlord 2002 mit "Rising out of the Ashes" zurückmeldeten, stellte man beeindruckt fest, welche Spuren diese Band in all den Jahren hinterlassen hat. Joacim Cans von Hammerfall wurde als Sänger für das Album verpflichtet, der sich als grosser Warlord Fan bekennt. So erstaunt es zum Beispiel wenig, dass der Name Hammerfall auf den Song "Lucifer's Hammer" zurückzuführen ist. Eine typische Kultband also, welche zwar nur wenig Material veröffentlicht, aber wenn, dann qualitativ Hochstehendes. So ist es auch mit "The Holy Empire".

30 Jahre nach der Debut-EP und 11 Jahre nach dem letzten Album melden sich Warlord um die Herren William J. Tsamis und Mark S. Zonder zurück - und zwar eindrücklich. Musikalisch auf ganzer Linie treu geblieben, wird während 55 Minuten das zelebriert, was Warlord selbst als Dark Epic Metal bezeichnen. Es ist in der Tat nicht einfach, diesen eigenwilligen und originellen Sound zu umschreiben. Nebst klassischen Riffs aus der traditionellen Schmiede des Heavy Metal, verflechtet Komponist William J. Tsamis mystisch (oder eben episch) anmutende Klänge, die ohne Weiteres an den Celtic Folk einer Loreena McKennitt oder Kulissenmusik aus einem Filmepos erinnern können. Aber im Gegensatz zu vielen seiner modernen Klone, bedient Tsamis die Gitarre immer dominant und überlässt die Keyboardklänge dem Hintergrund, welche lediglich die Aufgabe haben, eine Stimmung zu untermauern.

Bereits der Opener "70'000 Sorrows" unterstreicht dies vorbildlich. Und bereits hier wird klar sein, ob man den restlichen Songs weiterhin sein Gehör schenkt. Wer hier nicht von den tragisch-dramatischen Klängen angesteckt wird, der wird es auch bei den restlichen Songs nicht sein. Aber das ist genau das, was eine Kultband eben ausmacht. Entweder man verfällt dem Sound irgendwann einmal oder man wird es nie verstehen. Jedenfalls zieht sich der Rote Faden durch das gesamte Album, welches im abschliessenden Titeltrack meines Erachtens den unbestreitbaren Höhepunkt erreicht - schlicht ein kompositorisches Meisterstück, welches zudem technisch brillant umgesetzt wurde.


Auch was das Textkonzept betrifft, geht Warlord eigene Wege. Während nämlich viele Bands mit christlichem Hintergrund es sich schon fast zur Aufgabe gemacht haben, möglichst plakativ und unverhohlen zu evangelisieren, findet man in den Texten aus der Feder von Tsamis zwar christliche Spuren, aber keine Zeigefingerpropaganda. Als literarischer Vergleich sei hier in etwa Tolkien genannt, dessen christliche Überzeugung zwar in seine Geschichten hineinfloss, er aber niemals predigte. Zudem ist Tsamis genau deswegen in der Szene ein höchst geachteter Mann, weil er seinen Glauben nicht als Vorwand gebraucht, sondern zuallererst als Musiker agiert - und darin ist er ein unbestreitbares Genie.

Ja, man kann von Warlord halten, was man will, aber man kommt nicht drum herum zu bekennen, dass "The Holy Empire" ein eigenwilliges Glanzstück ist. "The Holy Empire" erfüllt schlussendlich genau das, was man von einem Kultwerk erwartet, da es alle Komponente enthält, die man von Warlord erwartet.
Höchste Punktzahl für den alten, sowie den neuen Warrior.

Punkte: 10 / 10

 Credits: Sons Of A Dream Music / Battle Hymns Music (BMI) 2013


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