Es ist einfach, mit dem grossen Strom mit zu schwimmen, wie ein Papagei alles zu repetieren was einem vorgetragen wird, alles für bare Münze nehmen und nichts zu hinterfragen und jeden Trend mitzumachen - egal ob Kleidung, Frisur oder Musikstil. Aber es ist etwas komplett anderes, wenn man schon früh seinem Herzen folgt und dem nacheifert, was einem wirklich glücklich und schliesslich auch zu dem macht, was eigene Persönlichkeit heisst. Manche mögen einwenden, dass es lediglich darum geht aufzufallen. Aber schon mal an den Preis gedacht, den man dafür bezahlt: ausgelacht zu werden, ausgegrenzt zu sein und als Fremdkörper behandelt zu werden? Nein, wirklich anders sein hat nichts mit einem Trend zu tun. Wer nimmt schon freiwillig Komplikationen in Kauf, nur weil man nicht auf demselben Dampfer mitschwimmt?
Anders sein, heisst sich bewusst zu werden, dass man auf die Meinung der grossen Menge herzhaft verzichten kann. Man ist ihnen nichts schuldig. Sie können über mich urteilen, aber nicht richten - Gott allein steht dies zu. Niemandem bin ich wirklich Rechenschaft schuldig, weshalb ich meine Haare so trage, wieso ich auch ohne Krawatten auskomme oder warum ich gerade diesen Musikstil bevorzuge. Es ist ein Arbeiten am eigenen Selbstbewusstsein und Selbstbild. Schliesslich ist jeder Mensch ein Individuum und kein Plagiat irgendeiner vom Zeitgeist hochgeschaukelten Idealvorlage.
Anders sein heisst auch, die grosse Nase, die spezielle Zahnstellung, die krummen Beine, die grosszügigen Pfunde, den speziellen Humor oder alle anderen angeblichen Fehler als das zu nehmen, was sie sind: ein Teil meiner Persönlichkeit und nicht der Mangel am laufenden Trend oder Ideal.
Als selbst Betroffener, der für eine Zeitlang versucht hat, mit dem Zug der Mehrheit mitzufahren, kann ich nur Mut machen, dem Anderssein Raum zu geben und eine Anpassung auf Kosten des eigenen Herzens zu unterlassen. Es gibt nämlich nichts schlimmeres, als sich selbst verleugnen zu müssen. Wer dies tut, um irgendwem zu gefallen oder irgendwer zu beeindrucken, wird irgendwann mal die Maske fallen lassen müssen - und damit hat man nicht nur so ziemlich alle Glaubwürdigkeit verspielt, sondern Menschen verletzt und betrogen; mit dem Anderssein hätte man von Anfang an gewusst, woran man ist.
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