Aus einer Sammlung von:
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Montag, 24. November 2014

The Hutchence Legacy


INXS

Elegantly Wasted

(Rock, Alternative Rock) 


Vier Buchstaben und das Rätsel um dessen Aussprache: INXS (ausgesprochen "In Excess") konnte sich, trotz grossem kommerziellem Erfolg Ende 80er mit den Alben "Kick" und "X" (von denen gerade mal 10 Singles ausgekoppelt wurden!) nie wirklich zu einem weltweiten Publikumsmagneten durchsetzen. In ihrer Heimat Australien längst Helden, erobern sie mit ihrem eigenwilligen Sound nur England ganz und gar, während sie sowohl in den U.S.A. als auch in weiten Teilen Europas als Kultband gefeiert bleiben. Und ausgerechnet auf dem Gipfel ihres Erfolges und ein paar Monate nach Veröffentlichung ihres zehnten Studioalbums wird der charismatische Frontmann Michael Hutchence tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Und mit ihm starb die Karriere von INXS - trotz weiterem Bandbestehen mit wechselnden Sängern in Liveshows und einem weiteren veröffentlichen Album mit neuem Sänger - langsam aber sicher mit, bis schliesslich Ende 2012 Drummer Jon Farriss nach 35 Jahren die Bandauflösung bekanntgab.

Die Musik von INXS ist dann auch der Grund, warum die Band nie einen anhaltenden, weltweiten kommerziellen Erfolg aufrecht erhalten konnte. Als eine anfangs von New Wave getränkte Pop-/Rockband schafften es die sechs Herren mit den ersten fünf Alben nur zögernd über die eigene Landesgrenze. Erst mit den beiden eher poppig ausgerichteten Alben "Kick" und "X" und Stücken wie "Need you Tonight", "Mystify", "New Sensation", "Disappear" oder "Suicide Blonde" wurde der Damm gebrochen. INXS erobern die Charts und man wird auch auf ihre früheren Alben und deren Singles aufmerksam und so werden sie plötzlich zu Australiens Rockexport Nr.1 neben AC/DC.

Doch der Stil von INXS ist eigentlich nicht der typische Kommerzsound und so ersticken die nachfolgenden Alben, welche sich durch eine merklich kantigere und sperrigere Ausrichtung auszeichnen, in einer desinteressierten Masse, die bereits dem nächsten Hype nachrennen. Wie also kann man den typischen INXS-Sound beschreiben? Jetzt von den ersten vier Alben mal abgesehen, welche noch deutliche und unüberhörbare Einflüsse aus New Wave und Post Punk vorweisen, würde ich es coolen und lässigen Rock mit Funk- und Souleinflüssen nennen, der sich gelegentlich auch mal in die Gefilde des Hardrock wagt.

"Elegantly Wasted" ist das letzte musikalische Vermächtnis von Michael Hutchence, der hier seine unverwechselbar markante Stimme in Höchstform präsentiert. Auch musikalisch geben sich INXS ausgewogener und vielseitiger denn je und ziehen nochmals alle Trümpfe, welche sie bereits auf den Vorgängeralben vereinzelt ausgespielt haben. Die Stärken liegen nämlich nicht nur bei den radiotauglichen und bekannten Hits, sondern generell in ihrem erfrischenden, multiinstrumental gespielten Sound, der sowohl die ruhigeren, wie auch die rockigeren und fetzigeren Bereiche miteinschliesst.


Dies wird bereits beim Opener "Show me (Cherry Baby)" eingeleitet, einem Stück, welches zwar kein Hitpotential besitzt, aber kurz und knackig genau das wiedergibt, was INXS auf dem Höhepunkt ihres Schaffens lässig und locker aus dem Ärmel schütteln. Gefolgt von der ersten Singleauskopplung "Elegantly Wasted" kann man gar nicht mehr anders, als die Lautstärke anzuheben. Das ist INXS pur: cooler Rhythmus, getrieben von funkigem Groove und unterstrichen von rotzig-rockigen Gitarren und ein simpler Refrain zum Mitsingen. Mit "Everything" geht's dann vorerst mal gemütlicher zur Sache, bevor dann mit "Don't lose your Head" der nächste Hit lanciert wird - im Übrigen als Soundtrack beim Film "Face/Off" verwendet.

Das grosse Problem bei INXS beginnt aber bereits beim nächsten Stück "Searching": Immer wieder schleichen sich neben den grossen Knallern solch seelenlose, dahinplätschernde Füllnummern ein, die höchstens als Hintergrund- oder Radiomusik dienen. Ein Malheur, welches INXS praktisch auf jedem Album begleitet und auch auf "Elegantly Wasted" nicht Halt macht. Und so wandern "We are thrown together", "Building Bridges" und "Shine" selbst nach mehrmaligem Anhören ebenfalls auf die Skip-Liste. Schade, denn mit "I'm just a Man", "Girl on Fire" oder "She is Rising" lassen die Australier wieder ihre ganze Klasse aufblitzen.

Unter dem Strich bleibt mit "Elegantly Wasted" ein Album, welches bei den wirklich gelungenen Songs eine Band auf dem Höhepunkt ihres Schaffens zeigt - und dies ganz ohne auf die Radiotauglichkeit zu schielen. Als Gesamtes vielleicht nicht ihr bestes Werk, aber als (unfreiwilliger) Abschluss einer Ära ein würdiges Vermächtnis.

Punkte: 8 / 10

 Credits: Mercury Records 1997


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