Aus einer Sammlung von:
- Aktuelle, sowie vergessene musikalische Perlen aus der Welt des Rock und Heavy Metal
- Lohnenswerte Filme
- Gedanken aus aktuellem Anlass

Freitag, 6. März 2015

Rock aus dem Berner Oberland


MILESTONE

Demo 2014 / Seed (Single)

(Rock, Alternative Rock, Alternative Metal)


Milestone ist eine Alternative Rock/Metal Band, die 2007 in Thun, Schweiz, gegründet wurde. Begonnen hat die Band mit AC/DC ähnlichem Hard Rock. Durch diverse Mitgliederwechsel und einem neuen Leadsänger aus Spanien hat sich auch ihr Stil weiterentwickelt. Der jetzige musikalische Stil der Band wurde unter Anderem von der altbekannten Band Metallica sowie von Alter Bridge geprägt. (Auszug aus www.milestoneofficial.com)

Irgendwann mal voller Freude und Bescheidenheit vom Gitarristen der Band in meine Hand gedrückt gekriegt, habe ich der schlichten, aber dennoch ansprechend gestalteten 4-Track Demo mittlerweile ein paar Durchläufe gegönnt. Denn während sich die Mehrheit der jungen Bands der härteren Klänge eher dem gnadenlosen Geknüppel verschrieben hat, gehen die Herren aus dem Berner Oberland eher gemächlicher zur Sache und spielen erfrischenden, Gitarrenbetonten Rock mit Post-Grunge Anleihen, die zwar die erwähnten musikalischen Paten nicht überhören lassen, stets aber darum bemüht sind, ihren eigenen Stil zu entfalten.

Bestes Beispiel dafür ist das Stück "Home". Anfangs erinnert das Stück an Metallicas balladeske Klänge der Marke "Fade to Black" oder "One", entwickelt sich dann aber zu einer eigenständigen, grossartigen Halbballade, die wirklich keine Wünsche mehr offen lässt: Instrumentalisierung schlicht gehalten, aber gekonnt eingesetzt, der Gesang passt, ein kurzes, aber melodisch perfekt eingefügtes Solo im Mittelteil und ein sauberes Crescendo zum Schluss - der klare Höhepunkt des gesamten Demos.

Doch auch die restlichen drei Stücke können sich durchaus hören lassen! "Time Has No Reverse" besticht nach ruhigem Anfang durch zunehmendes Riffgewitter, welches sich schon in der metallischen Gegend bewegt und für einmal die Zügel ganz loslässt und sich austobt. Denn im Gegensatz dazu klingen die beiden anderen Stücke "Answer" und "Secret Life" eher gedrosselt, was aber nicht heisst, dass sie schlechter wären. Im Gegenteil. Der groovige Sound der Post-Black Album-Ära von Metallica und die Alternative Rock bzw. Post-Grunge Einflüsse runden das Gesamtbild des Demos ab und offenbaren so einen interessanten musikalischen Querschnitt, auf dem die Band aufbauen und daran arbeiten kann.

Die Stärken liegen, trotz des jungen Alters, an der Instrumentalisierung und am Songwriting. Man merkt, dass man in keinem Fall - auch nur Ansatzweise - bloss ein Abklatsch von Band 08/15 sein will. Die Einflüsse sind zwar klar herauszuhören, aber es ist klingt nie nach einer Kopie.

Die wahrscheinlich grösste Herausforderung für eine Rockband ist einen geeigneten Sänger zu haben. Tommy Fenyx erweist sich diesbezüglich als gute Wahl. Was die Sache bei Milestone schwierig macht, ist, dass es die Klangbreite von sanften, über rockige bis hin zu metallischen Klängen abzudecken gilt. Dies gelingt ihm zwar mühelos, wenngleich man sich in den härteren Passagen durchaus etwas mehr Aggressivität vorstellen könnte.

Das Gitarrenduo - also das Herzstück einer Rockcombo - Tobias Rupp und Jonas Schmid harmoniert top und klingt abwechslungs- und ideenreich. Auch wenn es manchmal den Eindruck erweckt, dass die beiden Herren mit etwas angezogener Handbremse spielen, so verrichten sie ihre Arbeit auf den vier Demosongs einwandfrei. Man dürfte gespannt sein, wie sich dies in Zukunft entwickeln und anhören wird.

Vom Rhythmus her ein, wie bereits erwähnt, eher ruhiges, aber grooviges und abwechslungsreiches Demo. Eine Frage stellt sich allerdings: Wie werden die Stücke klingen, wenn ein ganzes Album gefüllt wird? Hat man nämlich vier bis sechs weitere Stücke, welche in die gleiche Richtung gehen, könnte es sich auf Dauer etwas sperrig anhören. Etwas mehr die Handbremse loslassen, zwischendurch auch mal weniger komprimiert spielen und gezielte Hooklines einsetzen, würden den Sound dieser begabten Herren keinesfalls verfälschen oder gar verraten, vielmehr erweitern und noch zugänglicher machen.

Aber letzten Endes bleibt abzuwarten, wie sich Milestone weiterentwickelt, wie sie als Band musikalisch zusammenwächst und vor allem, wie sich der Sound live bewährt. Von daher bin ich sehr gespannt und freue mich vorerst mal an einer durchaus gelungenen Demo-CD.

Update: Seed (Single)


Während man sich gerade die Demo-CD gegönnt hat, haben die fünf Jungs ein paar Konzerte gespielt und offensichtlich fleissig geprobt und an sich gearbeitet. Denn ihre Single "Seed", welche man in digitaler Form erwerben kann, knüpft nicht einfach nur nahtlos an ihrem Demo an, sondern zeigt Milestone in beachtlich gesteigerter Form: Von der angezogenen Handbremse bei den Gitarren ist keine Spur mehr zu erkennen, das Songwriting ist top (auch wenn man meiner Meinung nach die kurzen Breakdowneinschübe hätte weglassen können) und der Gesang passt perfekt ins Gesamtbild.

Stilistisch hat man sich etwas vom Metallica-ähnlichen Sound wegentwickelt und orientiert sich noch deutlicher in die Post-Grunge Richtung mit viel Groove. Frühere Nickelback-Anleihen sind nicht zu leugnen und wer das Album "Temptation Come My Way" von The Showdown kennt, der wird mir zustimmen, dass man im Berner Oberland einen Zwilling gefunden hat.

Mit "Seed" unterstreichen Milestone noch einmal ihr Potential und dürften mit ihrer etwas moderner eingeschlagenen Richtung eine Menge junger Fans dazugewinnen. Zu gönnen wäre es ihnen jedenfalls. Weiter so, Jungs!
   
Punkte: keine Bewertung

Credits: www.milestoneofficial.com

Montag, 2. März 2015

Wenn AC/DC-Jünger richtig zu Werke gehen...


DYNAMITE 

Lock n Load 

(Rock, Blues Rock, Hardrock) 


Jeder kennt sie, die Stromjungs aus Australien AC/DC, eine der einflussreichsten und erfolgreichsten Acts in der Rockgeschichte. Und obwohl es mittlerweile unzählige Coverbands davon gibt und sich immer wieder die einen und anderen an den simplen bluesigen Hardrock herantasten, schaffte es in der Neuzeit bisher einzig Airbourne, nicht nur in deren Fusstapfen zu treten, sondern auch damit erfolgreich zu sein. Und während Airbourne, wie auch frühere mit AC/DC vergleichbare Bands wie Krokus, Def Leppard oder Cinderella ihren eigenen Stil entwickelt haben, setzen Dynamite aus Schweden am Grundgerüst der Stromjungs, will heissen der Ära von Bon Scott an. So klingt Sänger Mattis nicht nur zum Verwechseln ähnlich wie der gute Bon, auch generell klingt ihr Debut durchweg als wäre es direkt aus deren Zeit.

Ok, eigentlich ist es schon rotzfrech, wie sich die vier jungen Herren (Band wurde erst 2012 gegründet!) massenhaft an bekannten Riffs ihrer Paten bedienen, diese ein bisschen abändern und anders kombiniert in 11 Stücke verarbeiten. Aber mal ganz ehrlich: tun dies AC/DC nicht schon lange? Egal wie man zu dieser Tatsache steht, eines muss man "Lock n Load" lassen: das Teil rockt! So ziehen "Bullseye", "Stone Heart Rebel" und der Titeltrack schon mal selbst dem ältesten Rocker die Schuhe aus, bevor man spätestens bei "Work hard for the Money" zusätzlich noch aus den Socken gehauen wird. So frisch, unbekümmert und fadengerade haben sogar AC/DC auf einigen ihrer Alben nicht mehr geklungen. Und das Rezept ändert sich auch bei den nachfolgenden Tracks nicht. Einzig das total bluesige "Streefighting Blues" und das rassige, abschliessende "Dynamite" sprengen den üblichen Rhythmusrahmen etwas. Doch auch hier bewegt man sich nach wie vor komplett im Gefilde der frühen AC/DC.


Was soll man nun davon halten? Billige und unnötige Kopie? Berechtigte Unterstellungen. Aber so simpel es klingen mag AC/DC zu kopieren, so vergisst man womöglich, dass gerade darin die Schwierigkeit liegt, es kurz, knackig und prägnant auf den Punkt zu bringen. Und hier haben Dynamite nunmal ganze Arbeit geleistet. Kopie hin, Abklatsch her - "Lock n Load" wird AC/DC-Fans der Spät70er verblüffen und erfreuen und allgemein Sympathisanten von Blues Rock mit Hardrock-Einschlag begeistern. Mehr braucht man zu diesem Album nicht zu sagen. Einfach Disc einlegen, aufdrehen und geniessen.

Punkte: 8 / 10

 Credits: Denomination Records 2013

Sonntag, 1. März 2015

Die gute alte Schule des Hardrock


ECLIPSE

Armageddonize

(Rock, Hardrock, AOR, Heavy Rock)


Irgendwo im scheinbaren Nirgendwo tief im Emmental, Samstagabends genügsam am Tisch sitzend und über die bisher tollen Bands austauschend, geschah das Unerwartete: Nachdem mich bereits am Vorabend das Festival Line-up überzeugen konnte und nun auch bereits die nächsten ansprechenden Bands von der Bühne zogen, stellte ich mich vorerst auf eine Pause ein. Und während ich mir ein Chili con Carne gönnte, legte die nächste Band los. Ich traute zuerst meinen Ohren nicht, als fette Riffs, treibender Beat und glasklarer Gesang aus den Boxen erklang - Hardrock vom Allerfeinsten! Die Folge war, dass ich mein Essen in Rekordzeit herunterschaufelte und mich anschliessend mit brennendem Mund zur Bühne vordrängte.

Das war meine erste Begegnung mit Eclipse aus Schweden, einer Band, die ich bis dato in keinster Weise wahrgenommen hatte. Und obwohl sie bereits vier Alben auf ihrem Konto haben, fanden die ersten beiden wenig Anklang. Erst das dritte Album "Are you Ready to Rock" sorgte für Aufsehen und der Nachfolger "Bleed and Scream" wurde mancherorts sogar zum Hardrock-Album des Jahres 2012 gekürt. Und mit "Armageddonize" legen die Herren nun ihr fünftes Werk vor und möchten natürlich dort anknüpfen, wo sie mit ihrem Vorgänger aufgehört hatten. Und eines kann man vornweg sagen: sie knüpfen nicht nur an, sie legen noch eines drauf!

Ganz ehrlich, es fällt mir in der Tat schwer, zu diesem Album etwas zu schreiben, ohne nicht in Schwärmerei zu geraten. Sowas hat es in der Richtung melodischer Hardrock / Heavy Rock seit Jahren nicht mehr gegeben. Entweder war es schlicht zu seicht, zu eintönig, zu herzlos oder es war Grunge-verseucht. Aber Hardrock der Marke Whitesnake, Bon Jovi oder Gotthard gab es erst mit einer neuen Welle aus Schweden wieder. Und ähnlich wie ihre Landsmänner H.e.a.t, die bereits beachtlich am abräumen sind, setzen Eclipse voll auf das Rezept Hardrock der alten Schule, der häufig mit dem Hair/Glam Metal aus den 80ern in Verbindung gebracht wird.

So erhält man ohne Vorwarnung bereits mit dem Opener "I don't wanna say I'm sorry" die volle Bedienung: Fräsende Riffs, ein Drummer, der alles aus einem simplen Rockbeat herausholt und perfekt mit dem Bassist harmoniert und ein Sänger, den sich so viele gerne in der eigenen Band wünschen würden. Nein, originell ist die Mucke von Eclipse natürlich nicht. Aber wer so geile Riffs gekonnt mit Melodien verbindet, die einem sofort ins Ohr gehen und die man auf Anhieb mitsingen kann, der hat in der Sparte schon mal alles richtig gemacht und hat die Trophäe auf sicher. Und spätestens beim zweiten Track, der Singleauskoppelung "Stand on your Feet", bleibt einem schlicht die Spucke weg - das ist einfach nur noch Melodic Hardrock in Vollendung, Punkt.



Es macht wenig Sinn, die restlichen Stücke zu beschreiben, da es neben ganz wenigen, leicht balladesk angehauchten Momenten einfach nur einen Grundtenor gibt, nämlich pure freakin' Hardrock. Man merkt Sänger / Gitarrist Erik Martensson und Gitarrist Magnus Henriksson ihre Routine nicht nur an ihrem Handwerk, sondern vor allem am Songwriting an. Nicht zuletzt haben sie erfolgreich bei Bands und Projekten wie W.E.T., Giant oder Adrenaline Rush engagiert mitgeschrieben und -gewirkt.

Man kann es drehen und wenden wie man will, aber auf "Armageddonize" sucht man vergebens nach einem Schwachpunkt. Jeder Song ist ein unwiderstehlicher Volltreffer, eingebettet in einer druckvollen Produktion. 11 mal stellen die Schweden klar, warum ihr Vorgängeralbum nicht umsonst als Hardrock-Album des Jahres gehandelt wurde. Und auch wenn das Jahr noch jung ist, kann man eines getrost sagen: Wer diesem Album das Wasser reichen will, der muss sich äusserst gut anstellen. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass sich "Armageddonize" bedenkenlos mit Genre-Klassikern aus den glorreichen 80ern messen kann - und das will was heissen...

Fazit: Liebhaber von klassischem Hardrock mit Hair/Glam Metal Attributen können getrost blind zugreifen, alle anderen sollten mal ein Ohr riskieren.

Punkte: 10 / 10

Credits: Frontier Records 2015