Aus einer Sammlung von:
- Aktuelle, sowie vergessene musikalische Perlen aus der Welt des Rock und Heavy Metal
- Lohnenswerte Filme
- Gedanken aus aktuellem Anlass

Sonntag, 30. September 2018

Kunstwerk – Kunstwert


Vor anderthalb Jahren konnte ich mein erstes Buch veröffentlichen und blicke mittlerweile auf eine überraschend erfreuliche Verkaufsstatistik zurück. Trotzdem gibt es einige Dinge, die mir während dieser Zeit noch einmal tiefer bewusst wurden und heute nach wie vor sauer aufstossen.


Kunst ist frei zugänglich, aber nicht gratis


Jeder Mensch konsumiert in irgendeiner Form Kunst – sei es bildende oder darstellende Kunst, Literatur oder Musik. In der Kunst bekommen unsere Gefühle ein Gesicht, werden greifbar oder hallen in irgendwelchen Melodien und Strophen wider. Ein Bild kann Erinnerungen erwecken, ein Film kann therapeutisch wirken, Musik kann heilen. Es ist wunderbar, was für grossartige Dinge möglich sind, nicht? Und all das steht uns heute, im digitalen Zeitalter, praktisch frei zur Verfügung. Dabei vergisst man aber nur allzu gerne, welcher Aufwand dafür betrieben werden musste.


«Du kriegst, wofür du bezahlst»


Das mag ein abgedroschener Slogan sein, aber er trifft in den meisten Fällen zu. Qualität hat schliesslich auch im Alltag ihren Preis: Man sollte wissen, dass beispielsweise Milch, Fleisch oder Gemüse zu Discountpreisen auch dementsprechende Qualität bietet. Wem das reicht, bitte sehr.

Bei Kunst ist es identisch. Wer zum Beispiel bei Musik, die in der allgemein zugänglichen Hitparade läuft, Qualität erwartet, der wird enttäuscht. Warum? Musik zu produzieren, die nicht x-mal komprimiert, mit Autotune schöngebügelt und den 08/15-Normen angepasst wurde, hat ihren Preis. Dafür bleibt sie dann im besten Fall nicht nur einen Sommer lang im Radio, sondern überdauert Jahre, Jahrzehnte und Generationen. 

Teure Tickets, aufwendige Show –
Iron Maiden im Hallenstadion, Juli 2018


Quasi als Hobbyautor, der das Buch nebenberuflich schreiben und veröffentlichen konnte, fällt mir der Missbrauch von Gratislesern nicht wirklich ins Gewicht. Das ist das grosse Restrisiko, das man in der Kunst in Kauf nimmt. Und ich möchte auch nicht polemisieren und mit dem Finger auf die Gratisdownloader zeigen. Vielmehr möchte ich dich (und mich) schlicht darauf sensibilisieren, wieviel es kostet, ein Buch, ein Musikstück, ein Gemälde oder ein Film herzustellen.
Wieviel ist es dir als Konsument wert?

Dienstag, 19. Dezember 2017

Nein, nicht schon wieder Weihnachten ...

«Also dieses Jahr lass' ich mich nicht vom Weihnachtsstress anstecken!», sage ich mir schon fast als immer wiederkehrenden, jährlichen Vorsatz und ernst gemeinten Rat an mich selbst, noch bevor die Adventszeit überhaupt erst begonnen hat. Und zwar meistens dann, wenn ich mich wieder mal im Einkaufshaus verirre und bereits im Oktober die sich grosszügig ausbreitende Weihnachtsdeko entdecke. Ärgern tue ich mich an diesem Kommerz schon lange nicht mehr, vielmehr versuche ich es einfach zu ignorieren. Dumm ist nur, dass man dabei leicht übersehen kann, was diese glitzernde Heuchelei bei anderen anrichten kann.

Und dabei ist jener Abend, den ich als Gast in einer tollen Radiosendung verbringen konnte und der beim Rückweg an einem kleinen Bahnhof vorübergehend aufgrund eines Personenunfalls endete, nur eine Episode von vielen, wie sie sich ausserhalb von Glanz und Gloria abspielen. Der anfängliche Ärger darüber, dass man ohne Ersatzbusse und ohne weitere Informationen im scheinbaren Nirgendwo bei stürmischen Schneeregen inmitten von zurückgelassenen Zugpassagieren einfach mal so seinem Schicksal überlassen wird, wich schliesslich der Hoffnung und der Tatsache, dass es doch noch so etwas wie Menschlichkeit in einer zunehmend kalten Welt gibt. So bot mir die nette, junge Frau, die gerade ihre Mutter abholte, eine Mitfahrgelegenheit zum nächsten grossen Bahnhof an, während ich dort angelangt durch den Bahnservice einen grosszügigen Voucher für ein Taxi entgegennehmen konnte, da ich die letzte Gelegenheit per ÖV nach Hause zu kommen verpasst hatte.

Und damit bestätigte sich zum wiederholten Mal das Bild und das Verständnis darüber, was für mich Weihnachten wirklich bedeutet: Licht statt Finsternis, Hoffnung statt Verzweiflung, bedingungslose Liebe statt Egoismus. Nicht von ungefähr wurde Weihnachten vor der Einführung der christlichen Tradition als Wintersonnenwende gefeiert, wo man sich darüber freute, dass die Tage wieder länger werden. Und somit wäre Weihnachten im Kern nicht mal verkehrt, würde man bei der Weihnachtsgeschichte hinter die glitzernde Fassade blicken: Ein Kind, das noch vor dessen Geburt das Todesurteil bekommt, kommt in irgendeinem Kaff auf die Welt. Ein Flüchtling sozusagen. Und in diesem Kind, unter allen damaligen Umständen, kommt Gott zu uns allen – selbst zu den Elendsten. Und wieder: Finsternis wird zu Licht, Verzweiflung zu Hoffnung, und Egoismus zu selbstloser Liebe.

Vielleicht liege ich ja verkehrt, wer weiss – aber ich bin davon überzeugt, dass ein bisschen weniger Weihnachtsrummel und ein bisschen mehr Weihnachtskern die Episoden von verzweifelten Menschen, die damit auch mal die Öffentlichkeit aus dem Ruder bringen können, verringern würden. Vielleicht verlieren wir dabei etwas Glanz und Glitzer, gewinnen dafür aber etwas viel kostbareres: Leben.

Gesegnete Feiertage euch allen.


Dienstag, 3. Oktober 2017

Das Vermächtnis der Halbgötter

Wir meinen sie zu kennen: Schauspieler, Musiker, Künstler jeglicher Art. Und dennoch befremdet uns der Blick hinter ihre Fassade, da es sich nicht mit unserem gutbürgerlichen Leben vereinbaren lässt. Zumindest denken wir es. Und doch erschüttert uns immer wieder ihr Dahinscheiden. Aber warum?

In der Tat sind sie unsere stillen Helden, Idole zu denen wir hinaufschauen. Sie sind oft das, was wir uns insgeheim zu sein wünschen. Sie reden in unser Leben hinein, trösten uns, ermutigen uns, bringen uns zum Lachen und inspirieren uns. Sie werden zu einem Teil unseres Lebens. So gesehen wird Kunst nicht nur zum Konsum, sondern zu einer Art Symbiose, wo unser beschränktes und endliches Leben die Ewigkeit berührt: Ein Bild oder ein Kunsthandwerk versetzt uns in grosses Erstaunen und zeigt Fähigkeiten, von denen wir höchstens zu träumen wagen, während uns Filme für einen Moment in eine Scheinwelt entrücken und Musik ausdrückt, was wir nicht in Worte fassen können.

Und doch kommt der Moment, wo auch diese von uns nicht selten zu Halbgötter erkorenen Geschöpfe vom Leben Abschied nehmen müssen – einige früher, andere später. Und damit folgt oftmals das böse Erwachen. Sie weilen nicht mehr als Personen unter uns. Und mehr noch: es kommen ganz normale, menschliche Züge zum Vorschein: Keine Halbgötter, sondern Geschöpfe wie du und ich. Keine Heiligen, sondern fehlbare Menschen. Keine unantastbare Superstars, sondern höchst sensible und empfindliche Männer und Frauen, die oft überhaupt nicht mit ihrem Umfeld klarkommen. Und im nächsten Moment werden wir zum unerbittlichen Richter über ihre Ausschweifungen jeglicher Form, da uns dies ja in unserem gutbürgerlichen Leben nie passieren würde. Ach ja? Kennen wir denn die Beweggründe, die ganzen Umstände? Eben nicht, das sind unsere Grenzen. Unsere Grenzen auch deshalb, weil sich jemand in Gebiete begeben hat, um etwas zu erschaffen, was einem göttlichen Funken entsprungen ist und wir nicht wissen können, wie wir uns an dieser Stelle mit unserer eigenen Zerbrechlichkeit verhalten hätten.

Künstler bleiben eben Menschen, aber gewissermassen solche, die uns vorausgegangen sind. Und genau deshalb berührt uns ihre letzte Reise so tief; weil ihr Lebenswerk Spuren in unserem Leben hinterlassen hat. Auch wenn nur imaginär, waren sie unsere Erzieher, Lehrer und besten Freunde. Und sie bleiben es auch. Deshalb wurden sie geboren und dafür haben sie gelebt. Ihre Lebenszeit mag vorüber sein, ihr Werk bleibt für immer.

Ehre, wem Ehre gebührt.

Freitag, 14. Juli 2017

Best of Iron Maiden


Sie gehören unbestritten zur Speerspitze, was Heavy Metal per se ausmacht. Eine Band, die Mitte der 1970er durch einen jungen, unbeirrbaren Burschen ins Leben gerufen wurde und sich mit den Jahren zu einer regelrechten Institution entwickelt hat. Aber auch eine Band, die ihren Erfolg nicht dem Radio-Airplay oder der Anpassung bzw. der Kommerzialisierung zu verdanken hat, sondern der Kompromisslosigkeit, ihr Ding konsequent durchzuziehen. Iron Maiden ist heute ein Name, der in der Welt des Heavy Metal Hochachtung und allgemein in der Rockwelt Respekt geniesst.
Mittlerweile in den 60ern, zeigen die Herren immer noch keine Ermüdungserscheinungen und beglücken nach wie vor tausende Fans rund um den Erdball mit ihren Live-Shows. Vielleicht auch mal die Gelegenheit, die mittlerweile 16 Studioalben etwas näher unter die Lupe zu nehmen.


Die Klassifizierung erfolgt natürlich der persönlichen Präferenz und dürfte bei jedem Maiden-Fan wiederum anders aussehen. Aber hier sind sie, die Alben, die Iron Maiden zu dem gemacht haben, was sie heute sind:


16. Virtual XI



"Virtual XI" dürfte unbestritten als der Tiefpunkt in Maidens gesamter Karriere gelten, ein Album, über das man am liebsten den Mantel des Schweigens legt. Spätestens beim Endlosschlaufenrefrain von 'The Angel and the Gambler' wirft man ungläubig einen Blick aufs Cover, um sich zu vergewissern, ob da tatsächlich der ehrfurchtgebietende Name Iron Maiden drauf steht. Und der Sünder ist schnell gefunden: Blaze Bayley. Zweifelsohne ein grossartiger Sänger, nur leider einfach nicht kompatibel mit Maidens Sound und unter dem Strich zu ausdrucksarm – auch wenn rein kompositorisch nicht alles für die Tonne ist.

Schwachpunkte: Langweilige Songs, unpassender Gesang, dumpfe Produktion, Synthies klingen billig und manchmal aufdringlich, kaum noch Erkennungswert von Maiden vorhanden.
Highlights: 'The Clansman'; trotz allem tolle Gitarrensolos.
Hitdichte: 'The Clansman' überstrahlt ein Album, an dem es für Maiden-Verhältnisse an allen Ecken und Enden an Herz und Seele mangelt. Die Live-Version von "Rock in Rio" mit Bruce am Mikro untermauert diese Perle inmitten einer trostlosen Öde.
Atmosphäre: Für Maiden-Fans der ersten Stunde zeitweise zermürbend und frustrierend, sich durch die Songs zu kämpfen.

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15. No Prayer for the Dying



Nach dem Erfolg von "Seventh Son of a Seventh Son" wusste man, dass man dies höchstens kopieren, aber nicht überbieten konnte, weshalb man eine komplett andere Richtung für den Nachfolger einschlug. "No Prayer for the Dying" ist deshalb ein Schritt zurück in die Basisrichtung, was Iron Maiden in frühen Tagen ausmachte.

Schwachpunkte: 'The Assassin'; dünne Produktion.
Highlights: 'Holy Smoke', 'Public Enemy Number One', 'Bring your Daughter'.
Hitdichte: Keine eigentlichen Hits und bei weitem kein Überalbum, aber durchaus unterhaltsam.
Atmosphäre: Das ganze Album klingt nach dem bisherigen Backkatalog direkter, weniger verspielt und wie eine "Best of B-Sides". So gesehen keine erwartete Weiterentwicklung, vielmehr eine Art "Maiden light" ohne grosse Ansprüche.

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14. Fear of the Dark



Es ist 1992 und die goldene Ära des Metal wurde längst durch die Grunge-Welle abgelöst. Iron Maiden schmieden unbeirrt ihren unverkennbaren Stahl und beenden mit "Fear of the Dark" vorerst ihre eigene goldene Ära mit Bruce.

Schwachpunkte: Das Songwriting schwächelt, nicht zuletzt durch den Abgang des fleissigen Adrian Smith, zum Teil schmerzlich.
Highlights: 'Afraid to shoot Strangers', 'Fear of the Dark'; knackige Produktion
Hitdichte: Neben den herausragenden Highlights besitzt das Album zwar ein paar echte Geheimtipps wie 'Childhoods' End', 'Judas be my Guide' oder 'The Fugitive', vermag aber ansonsten das Niveau nicht durchgehend hoch genug halten.
Atmosphäre: Man hört Bruce zwar die strapazierte Stimme an, aber das eigentliche Problem ist Adrians fehlende Gitarrenarbeit, was den typischen Maiden-Sound merklich etwas verfremdet.

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13. The X Factor



Ein Album, bei dem sich die Geister scheiden. Einerseits der unzulängliche und gewöhnungsbedürftige Gesang von Blaze, auf der anderen Seite ein kompositorischer Wendepunkt, gerade auch in Maidens künftiger Schaffenskunst, die man ab "Brave new World" unverkennbar heraushört.

Schwachpunkte: Unzulänglicher, unpassender Gesang, dumpfe Produktion.
Highlights: 'Sign of the Cross', 'Fortunes of War', 'Judgement of Heaven', 'Blood on the World's Hands', 'The Edge of Darkness'.
Hitdichte: Trotz des schwachen Gesangs kompositorisch brillante Songs, die mehr Berücksichtigung im Live-Set verdient hätten.
Atmosphäre: Das Album ist düster, bedrückend und atmosphärisch von unvergleichlicher Dichte – ein Markenzeichen von Steves Verarbeitung seines Scheidungsprozesses, den er als die schwierigste Zeit seines Lebens bezeichnet.

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12. Dance of Death



"Dance of Death" ist der Nachfolger vom hochgelobten Reunion-Werk "Brave New World" und steht bis heute in dessen Schatten, aber auch hinter den bisher restlichen Alben der Post-Reunion-Ära. Die Entwicklung in Maidens Soundevolution befindet sich zum Teil in einer noch etwas unglücklichen Phase und klingt deshalb noch zu gesucht nach der goldenen Ära und deshalb noch nicht ausgereift. 

Schwachpunkte: Etwas matschige Produktion, Keyboards wirken zum Teil zu wenig dezent. 
Highlights: 'Rainmaker', 'Montsegur', 'Dance of Death', 'Paschendale'; grossartige Instrumentalisierung. 
Hitdichte: Die Zeit der Right-in-your-face-Hits ist zwar vorbei, dennoch schreiben Maiden nach wie vor Songs mit Hitpotential und Klassikerstatus. 
Atmosphäre: Trotz den erwähnten Schwächen durchwegs dichte und stimmige Atmosphäre und immer noch weit davon entfernt, aufgebraucht zu klingen. 

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11. The Final Frontier



Iron Maiden entstellen auf "The Final Frontier" nicht nur Eddie nahezu zur Unkenntlichkeit, sondern stossen spätestens seit dem Vorgänger "A Matter of Life and Death" mit ihrer zunehmend sperrigen Ausrichtung die hitverwöhnten und entsprechend ungeeichten Zuhörer erneut vor den Kopf. Ein Album, das sich trotz des kommerziellen Erfolgs viel Kritik gefallen lassen muss. 

Schwachpunkte: Wirklich schwache Songs sucht man vergebens, aber man braucht – im Gegensatz zu früherem Material – ungewohnt viele Durchläufe, bis die einzelnen Songs zünden. 
Highlights: 'El Dorado', 'Coming Home', 'The Talisman', 'The Man who would be King', When the wild wind blows'; trotz der etwas anspruchsvolleren Soundausrichtung grosse Spielfreude wahrnehmbar. 
Hitdichte: Kein wirklicher Über-Hit, dafür durchgehend Material auf technisch hohem und anspruchsvollem Niveau. 
Atmosphäre: Maidens Soundevolution hat die nächste Stufe erreicht und entfaltet sich vor allem in den epischen, längeren Songs auch gerade in deren Detailverliebtheit. Zudem wirkt das live eingespielte Album authentisch und nicht überproduziert. 

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10. Brave New World 



Die Rückkehr von Bruce löste, gerade nach der ernüchternden Bayley-Ära, regelrechte Wellen der Freude aus und die Erwartungen an das Comeback-Album waren verständlicherweise hoch. Und für viele gilt "Brave New World" nach wie vor als das beste Album der Post-Reunion-Ära. 

Schwachpunkte: Der Stimmungsaufbau bei den längeren, komplexeren Songs wirkt streckenweise noch zu wenig ausgereift und manchmal etwas zusammengeschustert. 
Highlights: 'Ghost of the Navigator', 'Blood Brothers', 'The Mercenary', 'Dream of Mirrors'. 
Hitdichte: Mit 'Blood Brothers' fügen Maiden einen weiteren, unsterblichen Klassiker ihrem grossen Klassikerkatalog hinzu – garndios. Aber auch die restlichen Songs verfügen über die typischen Merkmale, die Maidensongs gross machen. 
Atmosphäre: "Brave New World" ist der perfekte Einstieg in eine neue Maiden-Ära, die nicht einfach die Vergangenheit kopiert, sondern sich konsequent weiterentwickelt. Wie seinerzeit beim Debutalbum hört man unverkennbar das Potential heraus, spürt aber gleichzeitig, dass dies lediglich wie ein neuer Startschuss ist, der noch richtig zur Entfaltung kommen wird. 

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9. The Book of Souls



Nach zwei eher sperrigen Alben kehren Iron Maiden wieder auf vertrautes Territorium zurück und überraschen neben den mittlerweile gewohnten, epischen Langtracks auch mit wieder kürzeren und direkteren Songs. Sogar ein gewisses Feeling aus den 80ern schimmert gelegentlich durch. Zudem ist "The Book of Souls" das erste Studio-Doppelalbum in der Bandgeschichte. 

Schwachpunkte: 'Empire of the Clouds' ist zwar ein ambitioniertes Werk, aber definitiv zu lang. 
Highlights: 'Speed of Light', 'The Great Unknown', 'The Red and the Black', 'The Book of Souls', 'Death or Glory', 'Shadows of the Valley'; tadellose musikalische Leistung jedes einzelnen Musikers. 
Hitdichte: 'Speed of Light' ist der Beweis dafür, dass Maiden auch mit 60 noch kurze und direkte Reisser zustande bringen, und mit 'The Red and the Black' hat sich Harris zum wiederholten Mal ein Denkmal gesetzt: 13 Minuten pure Spielfreude der typischen Maiden-Marke – mitreissend, zum mitsingen und mitfeiern. 
Atmosphäre: Auf "The Book of Souls" vereinen die Eisernen Jungfrauen ihre konsequent eingeschlagene Richtung der Post-Reunion-Ära mit ihrer Sound-Essenz aus den 80ern. Gerade auch in Anbetracht des Alters der einzelnen Bandmitglieder eine unerwartete, phänomenale Leistung.

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8. Killers



Der Nachfolger vom grossartigen Debut ist gleichzeitig das erste Album mit dem Gitarrenduo Murray/Smith, und das hört man markant heraus: doppelstimmige Gitarrenlinien par excellence; "Killers" lebt vor allem durch dessen enorme Spielfreude, aber auch durch die auffällig präzise Rhythmussektion Harris/Burr – ein wahrer Hörgenuss!

Schwachpunkte: 'Prodigal Son' will nicht wirklich zum überaus soliden Rest passen, Di'Annos Stimme kommt an gewissen Stellen an seine Grenzen.
Highlights: 'Wrathchild', 'Murders in the Rue Morgue', 'Killers', 'Drifter'; durchwegs grandiose Gitarrenarbeit und -solos (z.B. 'Killers'); der Zeit entsprechend gute Produktion.
Hitdichte: Durchgehend energiegeladene Songs, auch wenn der eine oder andere wirklich grosse Höhepunkt etwas fehlt.
Atmosphäre: Gegenüber dem Debüt bringt Maiden auf "Killers" die Songs direkter und eingängiger auf den Punkt und verzichtet fast gänzlich auf die etwas komplexere und progressivere Ausrichtung, die man von Songs wie 'Phantom of the Opera' oder 'Remember Tomorrow' her kannte.

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7. Iron Maiden 



Ein Album, das seiner Zeit voraus ist und wie eine Bombe einschlägt. Die "New Wave of British Heavy Metal" ist damit lanciert und hat sein Aushängeschild gefunden: Eine junge Band aus London wird zum heissen Newcomer, künftig zum grössten Zugpferd einer ganzen Genre-Generation und zu einer der einflussreichsten Heavy-Metal-Bands aller Zeiten.

Schwachpunkte: Giftig-grelle Produktion (vor allem die Gitarren!).
Highlights: 'Remember Tomorrow', 'Running Free', 'Phantom of the Opera', 'Charlotte the Harlot', 'Iron Maiden'.
Hitdichte: Bereits das erste Album zeigt eine selbstbewusste, eigenständige Richtung an und wartet mit Hits auf, die nicht mehr aus dem Livekatalog wegzudenken sind.
Atmosphäre: Auch wenn von diversen Seiten dem Album eine gewisse Punk-Atmosphäre zugeschrieben wird, ist dies doch sehr an den Haaren herbeigezogen, wenn man bedenkt, wie streckenweise komplex und vertrackt die Songs hier bereits klingen und auf welch technischem Niveau hier gespielt wird. Ein grossartiges Debut, das allerdings erst das Bandpotential durschimmern lässt, das sich noch entfalten sollte …

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6. A Matter of Life and Death 



Mittlerweile das dritte Album der Post-Reunion-Ära und wieder klingt es nicht nach dem hochgelobten "Brave New World". Tatsächlich klingen Iron Maiden auf "A Matter of Life and Death" seit "The X Factor" ungewohnt düster und vor allem komplex und vertrackt. Der sperrige Sound erhitzt die Gemüter erneut und spaltet die Kritiker in zwei Lager: Für die einen ein enttäuschendes, belangloses Album, für die anderen ein Meisterwerk.

Schwachpunkte: Das Album ist mit seinen 72 Minuten relativ lang und erfordert mehrere Durchläufe, um sich auf die einzelnen Songs einlassen zu können.
Highlights: 'These Colors don't run', 'The Pilgrim',' The longest Day', 'The Reincarnation of Benjamin Bregg', 'For the Greater Good of God', 'The Legacy'; transparente und authentische Produktion (das gesamte Album wurde in zwei Monaten geschrieben, geprobt und aufgenommen und blieb zudem ungemastered!).
Hitdichte: Keine einzelnen Über-Hits, vielmehr als stimmiges Gesamtwerk zu verstehen.
Atmosphäre: Die Quintessenz von Maidens Post-Reunion-Soundevolution auf einem Album perfekt zusammengefasst – unglaubliche Stimmung. Könnte durchaus ein Konzeptalbum sein.

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5. Seventh Son of a Seventh Son



Das Gitarren- und Basssynthie-Experiment auf "Somewhere in Time" kriegt seine Fortsetzung und feiert mit dem siebten Studioalbum eine vorläufige Endstation in Maidens Soundentwicklung. Für viele Kritiker und Fans das essentielle Maiden-Album.

Schwachpunkte: Synthies streckenweise zu stark und aufdringlich eingesetzt, Produktion schon fast etwas poppig.
Highlights: 'Infinite Dreams', 'The Evil that Men do', 'Seventh Son of a Seventh Son', 'The Clairvoyant'.
Hitdichte: Kompositorisch auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, gespickt mit überragenden Hits; dennoch fragwürdig, ob es ein Song wie 'Can I Play with Madness' wirklich gebraucht hätte, zumal er nicht wirklich ins musikalische Gesamtkonzept des Albums passen will.
Atmosphäre: Als Konzeptalbum bietet "Seventh Son of a Seventh Son" eine entsprechend dichte Atmosphäre und bietet bei einigen Songs, wie beispielsweise dem Titeltrack, musikalischen Eskapismus der Extraklasse, auch wenn das Niveau des Vorgängers weder von der Hitdichte noch als Gesamtwerk erreicht wird. Aber das ist lediglich ein Jammern auf hohem Niveau.

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4. Piece of Mind



"The Number of the Beast" beschert Iron Maiden nicht nur den internationalen Durchbruch, sondern bringt zugleich die Trennung mit dem aussergewöhnlichen Taktgeber Clive Burr mit sich. "Piece of Mind" ist dann auch das erste Album mit Nicko McBrain und somit derjenigen Zusammensetzung, die vorerst bis 1990 hält.

Schwachpunkte: 'Still Life', 'Quest for Fire' und 'Sun and Steel' können das überaus hohe Niveau der ersten fünf Stücke nicht halten.
Highlights: 'Where Eagles Dare', 'Revelations', 'Flight of Icarus', 'Die with your Boots on', 'The Trooper'.
Hitdichte: Die ersten fünf Stücke sind einer Symphonie gleich, dann fällt das Album allmählich ab – leider.
Atmosphäre: Gut die erste Hälfte des Albums verdient das Prädikat "Perfekt", hat dann aber den einen und anderen Füller zu verzeichnen und muss sich schliesslich im direkten Vergleich mit dem grossartigen Vorgänger vor allem beim Abschlussepos 'To Tame a Land' von 'Hallowed be thy Name' geschlagen geben. Trotzdem ein brillantes Werk.

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3. The Number of the Beast



Nach zwei grossartigen Alben gelten Iron Maiden als die heissen Newcomer in einer Szene, die sich zwar noch im Underground befindet, aber immer mehr von sich Reden macht. Mit "The Number of the Beast" sollte alles anders werden, denn das Album landet in England in den Albumcharts auf Platz 1, was eine Premiere für eine Heavy-Metal-Band ist. Ein Album, das Maiden nicht nur den weltweiten Durchbruch beschert, sondern generell als eines der wichtigsten Metal-Alben aller Zeiten gilt.

Schwachpunkte: 'Invaders' und 'Gangland' fallen gegenüber dem restlichen Material etwas ab.
Highlights: 'Children of the Damned', 'The Prisoner', '22 Acacia Avenue', 'The Number of the Beast', 'Run to the Hills', 'Hallowed be thy Name'.
Hitdichte: Die Grösse von "The Number of the Beast" erschliesst sich vor allem aus der unglaublichen Klasse an Songs neben den bekannten Hits wie dem Titeltrack, 'Run to the Hills' oder 'Hallowed be thy Name': 'Children of the Damned', 'The Prisoner' oder '22 Acacia Avenue' halten einem enorm hohen Niveau stand, weshalb Songs wie 'Invaders' oder 'Gangland' wie Füllmaterial klingen.
Atmosphäre: Ein Album, das seiner Zeit in vielerlei Hinsicht voraus war: glasklare und dynamische Produktion, energiegeladene Songs und ein Songwriting, das Hitdichte und leichte Progressivität perfekt kombiniert und so zum Massstab für künftige Heavy-Metal-Produktionen macht.

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2. Powerslave



Die Popularität von Iron Maiden wächst drastisch heran, gerade auch wegen ihres Rufs als grossartige Live-Band. Man befindet sich in einer sehr intensiven, anstrengenden und zugleich produktiven Phase. Einige Songs entstehen deshalb unter Zeitdruck, doch dies tut deren Qualität keinen Abbruch. Im Gegenteil …

Schwachpunkte: Ein zeitloser Klassiker ohne nennenswerte Schwachpunkte.
Highlights: 'Aces High', '2 Minutes to Midnight', 'Powerslave', 'Rime of the Ancient Mariner'.
Hitdichte: Ein Album, das neben eingängigen Hits auch mit weitgehend unbekanntem Material (Instrumental inklusive) zu überzeugen weiss und mit dem abschliessenden 'Rime of the Ancient Mariner' das Maiden-Epos schlechthin bietet.
Atmosphäre: Das fünfte Album und zum wiederholten Mal schaffen es die Engländer, sich selbst zu übertreffen. Härter, kompakter und noch detailreicher spielt sich "Powerslave" nachhaltig in die Metal-Geschichte ein und nimmt bis heute bei Kritikern und Fans gleichermassen einer der Spitzenplätze der ewigen Rangliste ein – zurecht!

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1. Somewhere in Time



Nach der monströsen "World Slavery Tour" ist man ausgelaugt und gönnt sich eine etwas grössere Pause. Nicht nur Bruces Stimme ist strapaziert, sondern auch kompositorisch leistet der erschöpfte Sänger nichts dem künftigen Album bei. Das Resultat heisst "Somewhere in Time" und ist bis auf 'Deja-Vu', einer Murray/Harris-Komposition, ein reines Harris/Smith-Werk – zwei Schöpfer, die sich hier mit jedem Song gegenseitig übertrumpfen.

Schwachpunkte: Wer hier Schwachpunkte sucht, der hat sich entweder im Musikgenre verirrt oder sucht schlicht das Haar in der Suppe.
Highlights: Jeder einzelne Song besitzt Hitpotential, die Gitarrenarbeit ist phänomenal, die Produktion passt perfekt.
Hitdichte: Ein Höhepunkt jagt den anderen, Melodien für die Ewigkeit.
Atmosphäre: Unvergleichliche Verschmelzung von Maidens unbändiger Energie mit der Gitarrensynth-Atmosphäre. Iron Maiden auf dem Zenit ihres Schaffens – stimmiges, unerreichtes Meisterwerk.



Montag, 3. Juli 2017

Zeitreise in die Frühphase des Hardrock

RAINFORCE

Lion's Den


(Rock, Hardrock)



Das Musikbusiness ist eine komplexe und komplizierte Angelegenheit, wenn man es nicht bloss als Konsument betrachtet, sondern sich auch mal in die Lage der Künstler versetzt. Als Musiker oder Band in Randgruppengenres der harten Rockmusik ist es noch um ein Vielfaches schwieriger: Hier geschieht das Musikmachen praktisch ausschliesslich aus Freude und Non-Profit – ohne Aussichten darauf, irgendwann nur noch davon leben zu können. Der Traum des grossen Bekanntheitsgrades, des nationalen oder gar internationalen Durchbruchs, gleicht geradezu einer Lotterie, die sich hier und da irgendwer glücklich auspickt. Fans und Freunde harter Rockmusik wissen das schon seit eh und je. Und deshalb schätzen sie in der Regel nebst den grossen und bekannten Acts die vielen kleinen, heissen Newcomer oder Kultbands.

Rainforce dürfte den wenigsten, auch gut informierten Szenegängern, ein Begriff sein. Bis zu ihrem vorliegenden Debut "Lion's Den" waren die Angaben rund um dieses Projekt nämlich spärlich gesät. Gründer und Kopf des Projekts Andy La Morte beschreibt denn auch das Album als etwas, das aus ein paar Songideen und der Freude, mit ein paar Freunden zu musizieren, ständig gewachsen ist und nun seine Vollendung auf einem Tonträger gefunden hat. Die musikalische Vision war dabei von Anfang an erdiger Hardrock der alten Schule, will heissen mit Schwerpunkt 70er und 80er Jahre – ohne Schnörkel und Schnickschnack. Und darauf muss man sich zuerst mal einlassen. Wer es nämlich nicht fertig bringt, die Zeit zurückzudrehen und sich in die genannte Zeit hinein zu versetzen, der kann die Finger getrost vom Silberling lassen – es werden keine modernen Ansätze und in keinster Weise innovative Kost geboten. 

Musikalisch wird die vierköpfige Combo von einer Handvoll Gastmusikern, darunter auch Grössen wie Rex Carroll oder Rex D. Scott, unterstützt, während produktionstechnisch praktisch ausschliesslich aus Eigenregie gewerkelt wurde. Und so überrascht es auch nicht sonderlich, dass das Songmaterial auf den ersten Hörgenuss für heutige Verhältnisse vorerst wie ein gut produziertes Demo klingt. Allerdings würde diese alleinige Beschreibung dem Album nicht gerecht, denn "Lion's Den" ist mehr als das. Bei den zehn Songs fehlt zwar einer, der heraussticht, aber letztlich tut dies dem Gesamteindruck keinen Abbruch. Songs wie 'My Rock', 'Desert Sand', 'He came' oder der Titeltrack geben eine solide Richtung an, die nicht aufgesetzt Retro klingt, sondern es vielmehr auch tatsächlich ist. Ob es nun auch das Instrumental 'Speechless' und die Ballade 'Shine a Light' gebraucht hätte, ist zwar Geschmacksache, trübt aber den Gesamteindruck etwas.


Nichtsdestotrotz: Alles in allem ein gelungener Einstieg in einem zwar komplett überfluteten Markt, der aber trotzdem arm an Bands ist, die nicht einfach bloss dem aktuellen Trend hinterherrennen. Wer also mit Nazareth, den frühen AC/DC und Krokus oder dem Schockrock-Vater Alice Cooper gross geworden ist, der dürfte mit "Lion's Den" seine Freude haben. Man darf gespannt sein, wie sich das Projekt entwickeln wird!

Punkte: 6.5 / 10

Montag, 26. Juni 2017

Helden auf sechs Saiten



Es gibt sie immer wieder: Die Top-Listen der Besten. Und sie sind immer gefärbt vom Zielpublikum und von der Quelle, aus der die Umfrage ausgegangen ist. Auch diese hier. Denn diese Liste ist persönlich und erhebt deshalb in keinster Weise objektiv zu sein. Wenn hier also Top-Gitarristen aufgelistet sind, so hat das Ranking primär nichts mit der Spielgeschwindigkeit, der Innovation oder des Einflusses auf andere zu tun. Es bleibt schlicht Geschmacksache.
Nun denn, hier ist meine persönliche Top 10:




10. Steve Stevens


Er war derjenige, der die einprägsame Solomelodie zum "Top Gun"-Soundtrack beisteuerte und massgeblich für die grossen Hits von Billy Idol verantwortlich ist. Seine wahre Grösse offenbart sich vor allem dann, wenn Songs auf die akustische Ebene hinunter gebrochen werden und diese mitunter dann sogar noch das Original übertreffen.



9. Dave Bainbridge


Als Multiinstrumentalist spielt er sein Talent vor allem in seinen Kompositionen aus. Mit der Celtic Rock Band Iona hat er nicht nur ein beachtliches Albumvermächtnis vorzuweisen, sondern verblüfft immer wieder auch durch seine spontanen Sessions, u.a. mit dem mittlerweile bei Nightwish mitwirkenden Dudelsackspieler Troy Donockley. Unscheinbares, musikalisches Juwel.




8. Tommy Johansson


Mittlerweile als Gitarrist bei Sabaton bekannt, machte der junge Schwede vor allem mit seinem Projekt "ReinXeed" auf sich aufmerksam, wo er sich nicht nur als begnadeter Gitarrist erwies, sondern vor allem auch als beachtlicher Songwriter von sich Reden machte. Seine neoklassischen Einflüsse nach malmsteenischem Vorbild sind klar herauszuhören und sein Gespür, sowohl Drive als auch einprägsame Melodien zu erschaffen, machen ihn zu einem Gitarristen mit unwiderstehlichem Charakter.




7. Filip Kolus


Viel Talent, wenig Bekanntheitsgrad – so lässt sich dieser Mann in einfachen Worten zusammenfassen. Als Gitarrist der Slowaken Signum Regis verleiht er dieser ebenso zu wenig beachteten Melodic Metal Band das Gitarrengewitter, das nebst rasanten Riffs und einem gekonnten Flair für Klassik vor allem viel Spielfreude und Groove besitzt. Verborgener Held.



6. Tommy Vetterli


Genauso übersehen wie die Band, in der er spielt: Tommy Vetterli aka Tommy T. Baron ist als Gitarrist des Trios Coroner eine echte Offenbarung. Klassische, wie auch jazzige Einflüsse flitzen in Pfeilschnelle und dennoch präzise wie ein Schweizer Uhrwerk durch die Gehörgänge – egal, ob rasende oder stampfende Riffs oder filigrane Solos. King of Technical Thrash.



5. Wolf Hoffmann


Er ist der Soundschmied der wohl grössten Heavy Metal Band Deutschlands. Wolf Hoffmann von Accept ist nicht nur ein Riffmaster par excellence, vielmehr auch ein erstklassiger Solokünstler, wo vor allem auch seine klassischen Einflüsse unverkennbar immer wieder durchschimmern. Ein Ass seiner Klasse.




4. Michael Romeo


Die Prog-Metal-Ecke ist übersät mit talentierten Musiker, doch keiner hat diesen wiedererkennbaren Riff-Groove, vermischt mit Neoklassik wie Michael Romeo. Im Gegensatz zu Hochgeschwindigkeitsshreddern wie Malmsteen oder Impellitteri, dominiert bei Romeo immer wieder die Melodie. Atemberaubend.





3. Malcolm Young


Redet man von AC/DC, redet man meistens von Angus Young. Doch die wahre treibende Kraft hinter diesem simplen und unverkennbaren bluesigen Trademark-Rock-Sound entspringt seinem Bruder Malcolm. Auf seinen unwiderstehlichen Riffs baut sich der ganze Zauber der Stromjungs auf, der oft kopiert, aber nie erreicht wurde. Das spricht für sich. Einer der grossartigsten Rhythmusgitarristen aller Zeiten.





2. Brian Setzer


Er hat den Neo-Rockabilly mit seiner Band "Stray Cats" ins Rollen gebracht und veröffentlichte seither schier unzählige Soloscheiben. Ein begnadeter Rock'n'Roll-Gitarrist mitsamt allen Ecken und Kanten – ungebügelt, frech und fadengerade. Unverwüstlich.





1. Dave Murray


Steve Harris sagt von ihm, dass er der beste Gitarrist sei, mit dem er je zusammengearbeitet hat. Tatsächlich ist Dave neben Steve das einzig verbliebene Mitglied der Originalbesetzung von Iron Maiden. Dave ist zwar nicht gerade der fleissigste Songwriter und wirkt nach aussen tendenziell zurückhaltend und ruhig. Aber sein Gespür für markante Harmonien, schnelle und dennoch wiedererkennbare Solos sowie das Zusammenspiel mit seinem Jugendgefährten Adrian Smith, vollendet erst die Soundvision von Steve Harris und macht sie somit zum Warenzeichen einer der grössten Rockbands aller Zeiten. Ein unscheinbarer, bescheidener und dennoch technisch brillanter Held auf den sechs Saiten. Unantastbare Nummer 1.



Montag, 12. Juni 2017

Der Titel ist Programm – auf guten wie auch weniger guten Seiten ...


BATTLE BEAST

Bringer of Pain


(Metal, Heavy Metal, Melodic Metal)



Als Newcomer von Nightwish während ihrer Imaginaerum-Tour und als Gewinner von Wackens Metal-Battle, waren sie mit ihrem Debut "Steel" die Senkrechtstarter in einer vorwiegend von härteren Klängen dominierten Szene. Und mit ihrem selbstbetitelten zweiten Werk und der neuen Sängerin Noora Louhimo spielten sich die sechs Finnen endgültig mitten ins Herz der Stahlgemeinde. Mit ihrem durch und durch von 80's geprägtem Sound-Feeling, gepaart mit moderner Produktion, brachten sie Kritiker sowie gestandene Metalfans regelrecht ins Schwärmen. Und auch live avancierten die Youngsters zum Abräumer, auch wenn lediglich als Support-Act. Es folgte der heiss erwartete Nachfolger "Unholy Savior" und der anschliessende, überraschende Ausstieg von Mitbegründer und Hauptsongwriter Anton Kabanen. Das Album selbst spaltete aufgrund der streckenweise etwas zu poppigen Ausrichtung die Gemüter, auch wenn es in Finnland den Erfolg des Vorgängers im Handumdrehen hinter sich liess.

Mit "Bringer of Pain" knüpfen Battle Beast nahtlos an ihrem kommerziellen Erfolg an. Die Fragen bleiben diesbezüglich, welchen musikalischen Weg die Finnen dabei einschlagen und wie sie den Weggang von ihrem bisherigen Songlieferanten verkraften würden. Tatsache ist, dass die Band auch ohne Kabanen nach wie vor nach Battle Beast klingt und den etwas durchzogenen Vorgänger "Unholy Savior" streckenweise um Längen übertrifft. Ja, leider nur streckenweise. Denn auch auf "Bringer of Pain" haben sich unnötige Füller eingeschlichen, die nur schwer zu verdauen sind: Während auf dem Vorgänger mit 'Touch in the Night' eine Art 80's-Pop-Hommage noch seinen Charme hatte und sich kohärent ins Album einfügen liess, kann man 'Dancing with the Beast' nur noch als peinliche Bruchlandung bezeichnen. Auch die Ballade 'Far from Heaven' ist weit davon entfernt, um überhaupt auf einem Rock-, geschweige denn auf einem Metal-Album zu bestehen. Und die Nightwish-Plagiate 'Beyond the Burning Skies' und 'Lost in Wars' stehen Battle Beast schlichtweg nicht, auch wenn Noora in allen Stimmlagen eine tadellose, ja geradezu brillante Figur macht. Auf der anderen Seite aber verfügt "Bringer of Pain" über bemerkenswertes Hitpotential, das klarstellt, dass der Ofen noch lange nicht aus ist. Und dabei spielt es keine Rolle, ob es die Airplay-tauglichen 'King for a Day' oder 'Familiar Hell' sind, die Nackenmuskeln bei Krachern wie beim Titeltrack oder 'Bastard Son of Odin' beansprucht werden, oder sich die hymnenhaften 'Straight to your Heart', 'God of War' oder 'The Eclipse' in die Gehörgänge spielen.

Der kommerzielle Erfolg gibt Battle Beast recht, doch das dürfte weniger am Songmaterial per se liegen, vielmehr an Noora Louhimo. Was diese Frau an stimmlicher Versiertheit, an Leidenschaft, unbändiger Energie und gleichzeitigem Feingespür an den Tag legt, sucht seinesgleichen. Und es ist nicht anmassend, sie in einem Atemzug mit Grössen wie die Metal-Queens Doro Pesch oder Lee Aaron zu nennen. Schaffen es Battle Beast für die künftigen Scheiben, sich von bewährten Kommerzklischees zu lösen, dann dürfte der Weg in die Metal-Oberklasse geebnet sein.


Punkte: 8 / 10